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25 Jahre Messewirtschaft: Als Jack Ma auf der Hannover Messe vor 30 Gästen E-Commerce predigte …

Der Verleger Hans Gäng von Local Global in Stuttgart feiert sein 25jähriges Jubiläum in der internationalen Messewirtschaft und ist kein bisschen müde, weil er sich auf Messen auch in Zukunft ein Bild über industrielle, wirtschaftliche und politische Entwicklungen machen will. Er gibt ein differenziertes Bild, wo sich die Epizentren der Messewirtschaft nach Übersee verlagern – unter der Initiative der renommiertesten deutschen Messeveranstalter.

 

Von Hans Gäng* || 30. März 2025



Hans Gäng, vor 25 Jahren hast Du als freier Journalist Deine Firma Local Global gegründet und dabei viele Messegesellschaften und Wirtschaftsförderer als Partner und Kunden gewonnen. Die runde Jahreszahl um Dich zurückzuziehen hättest Du jetzt. Was treibt Dich an?

Mich fasziniert das Gleiche wie eh und je: Messen bieten mir als Journalist und Verleger eine einzigartige Gelegenheit, mir über industrielle, wirtschaftliche und politische Entwicklungen mein eigenes Bild zu machen, Leuten zuzuhören, zu sehen, wie sich die Akteure auf diesen Branchenbühnen vorstellen.

 


Du bist im deutschen Bodenseeraum aufgewachsen und lebst heute in Stuttgart. Bei einem gemeinsamen Lunch in der Kronenhalle in Zürich hast Du Dich als mit der Schweiz verbunden bezeichnet. Wie kommt das?

In unseren Anfangsjahren haben wir der Wirtschaftsförderungsorganisation OSEC in Zürich (Anmerkung: heute Switzerland Global Enterprise) Informationen zum deutschen Markt für Schweizer KMUs geliefert. Der international orientierten Schweizer Wirtschaft mit ihren zielstrebigen, unprätentiösen Mittelständlern und innovativen High-Tech-Firmen bin ich dann auf vielen Messen in Deutschland begegnet. Es gibt hierzulande immer noch viele Wissenslücken über die Schweiz. Dass die SBB pünktlich ist, weiß man inzwischen. Aber die Mikroelektronikindustrie aus der Westschweiz oder den Einfluss der ETH Lausanne auf Frankreichs Wirtschaft - diese Story würde ich gern noch schreiben.

 

Während der Pandemie wurden Messen und die persönliche Begegnung für obsolet erklärt. Jetzt ist das Gegenteil eingetroffen. Wie hast Du diese Entwicklung erlebt?

Ich habe mir in den 25 Jahren schon einige Abgesänge auf die Messewirtschaft anhören müssen. Kleine Hausmessen seien die Zukunft. Die digitalen Business:to:Business-Marktplätze würden die großen Messen wegfegen. Covid sei der letzte und digitale Sargnagel. Aber wer immer in gelangweilt in virtuellen Messehallen herumgeklickt hat - der hat richtige Messen wieder herbeigesehnt.


Die Leute haben sich gefreut wie früher, aus den Vororten und Dörfern der Industrie-produktion wieder nach Hannover, Köln oder München zu kommen, um zu sehen, was bei den Kunden und vor allem beim Wettbewerb los ist. Wir haben übrigens selber schon einmal ganz früh, 2012, mit einem italienischen Partner versucht, die Düsseldorfer, Kölner und Hannoveraner von virtuellen Messen zu überzeugen: Aus gutem Grund waren wir absolut chancenlos!

 

Die großen deutschen Leitmessen haben post-Covid eine kaum erwartete Renaissance erlebt - mit Rekorder-gebnissen von Hamburg bis Karlsruhe. Aber was ändert sich auf den deutschen Leitmessen? Wird das «entfesselte Wachstum» auch in dieser Dekade anhalten?

Ganz ehrlich gesagt, ich bin noch nicht schlüssig, wie es weitergeht, vor allem international. Ob die globalen Besucherströme, denen sich der deutsche Begriff «Weltleitmesse» verdankt, anhalten werden - wo doch die Weltmärkte geopolitisch fragmentierter sind als früher. Das werden analytische Füchse wie die Business Developer der Großmessen sehr genau analysieren müssen - so wie das Annika Klar in unserem smartville digital Interview unternommen hat - wer da kommt und wer warum nicht mehr.

 

Die großen internationalen industriellen Aussteller sind ja mit einer veränderten Globalisierungsstrategie schon länger Trendsetter auch für das Messewesen. Produktion, Absatz, Supply Chains, ja auch Forschung & Entwicklungen folgen immer stärker dem Prinzip «Local for local». Das heißt für Firmen, auch auf starken Messeplätzen weltweit als Unternehmen umfassend präsent sein zu müssen.

 

Überall, in der Europäischen Union, Lateinamerika, am Golf, vor allem China und Asien, seit kurzem auch im Mittleren Osten, ist der messepolitische Wille der Messeveranstalter ja da. Und alle haben auch gewaltig in die nötige Infrastruktur investiert. Das haben wir in Messebüchern für den AUMA und die UFI schon vor vielen Jahren dokumentiert.

 

Die Messemacher aus Deutschland sind für diese Globalisierung ihres Messegeschäfts gut vorbereitet. Sie haben durch Ihre Präsenz in China, Indien, der Türkei, Kolumbien und sonstwo ihr Know-how transferiert, sich den Märkten angepasst, lokale Talente für das Management akquiriert. Und das fällige Lehrgeld haben die meisten auch schon lang gezahlt… Heute sind sie gut aufgestellt.

 

Werden Messen in Deutschland dadurch auch medial weniger wichtig?

Nicht für die regionalen Cluster in Europa, nicht für die industriellen Fachmedien. Aber in der Wirtschaftspresse und den Tageszeitungen finden Messen kaum noch statt. Von den früheren Messebeilagen im Print ist fast nichts mehr übrig geblieben. Aber vieles wird medial über das, was die Community der Messeprofis, der Aussteller und auch der Wirtschaftsförderer international bewegt, heute online abgebildet in sozialen Netzwerken oder Blogs wie smartville.digital, die die Printpresse in vielen Bereichen – in Content, in Geschwindigkeit oder dank Hyperverlinkungen - überholt haben. Das ist der Grund, dass wir auf smartville.digital den Industrietrends nachgehen, die die Messen prägen.

 

Und was führt Dich auf die Hannover Messe?

Hans Gäng wie er leibt und «kocht» auf der Hannover Messe.
Hans Gäng wie er leibt und «kocht» auf der Hannover Messe.

Schauen wir mal, wie sich heute, am 30. März 2025, Bundeskanzler Olaf Scholz auf der HannoverMesse.de verabschiedet. Die gute alte CeBIT mit eingerechnet, habe ich allein die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr als 20 Mal bei Eröffnungen in Hannover erlebt - mit den Regierungschefs vieler Partnerländer, die wir dann als Medienpartner der Messe journalistisch begleitet haben.  Das war schon eindrucksvoll. Zweimal trat Russland mit Vladimir Putin an, zweimal Indien, dann China, die Türkei, die USA und besonders intensiv Italien und die Niederlande. Die Partnerländer waren industriepolitisch ganz großes Kino. An der Bedeutung der größten und wichtigsten Industriemesse der Welt in Hannover wird sich, unter anderem wegen dieser wirtschaftspolitischen Dimension, auch dieses Jahr und in weiteren Jahren in Hannover nichts ändern. Das ist, darf ich es sagen, erwähnenswert, das ist, was was mich fasziniert.

 

Was macht für Dich die Faszination des Partnerlandkonzeptes aus?

Dass Partnerländer manchmal quer zum industriellen Messeprogramm einfach alles mitgebracht haben, was sie selber toll finden, Schönheitsköniginnen aus allen russischen Provinzen, Kentucky-Whisky, der in Strömen fließt, die schönsten Vespas aus Italien...

 

Das klingt nicht sehr industriepolitisch…

Die kulturellen Programme auf der Messe zielen darauf, für Investitionen zu motivieren. Aus diesem Grund stellen auf Leitmessen wie der Hannover Messe auch Jahr für Jahr wichtige Industriestandorte ihre Industrieparks, Freihandelszonen oder lokale Messeangebote vor. Das haben wir über 25 Jahre teilnehmend beobachtet.

 

Anfang der 2000er herrschte in den Vortragsforen noch die ewige Powerpointfolie mit in den schönsten Farben präsentierten hohen GDP-Wachstumszahlen oder den niedrigen Kosten im Ausland. 

 

Dann ging es über das Referenzmarketing mit erfolgreichen deutschen Investoren zur Darstellung ganzer Wertschöpfungsketten. Folgerichtig wurden dann auch immer mögliche Zulieferer auf Gemeinschaftsständen mitgebracht.

 

Schliesslich folgte mit Industrie 4.0 der Modetrend, ganze Ökosysteme der Produktion zu präsentieren - Lieferketten, Forschung & Entwicklung, Hochschulen, digitale Start-ups. Die Messestände zeigen die Innovationskraft der Standorte im Ausland und ihre Bereitschaft zur digitalen Transformation  bis hin zur Künstlichen Intelligenz in der Industrie.

 

Hier habe ich mich über mehr als zwei Jahrzehnte im Puls der industriellen Transformation bewegt – ein Privileg, wie ich finde.

 

Du hast während der vielen Jahre in Hannover Messen und Events erlebt und manche mitgestaltet. Kannst Du ein paar erinnerungswürdige Ereignisse nennen?   

Da kommt mir das Störmanöver von «nakten Femen» auf der Hannover Messe 2013 am VW-Stand in den Sinn mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin, dem damaligen VW-Chef Winterkorn und Kanzlerin Angela Merkel.

 

Wer ist das da mit Jack Ma? Hans Gäng!
Wer ist das da mit Jack Ma? Hans Gäng!

Oder da war dieser unbekannte Englischlehrer aus Hangzhou, der auf einem von vielen von Local Global für die Deutsche Messe AG programmmierten Messepodien vor nicht mal 30 Zuhörern seine Idee von E-Commerce in der Industrie vorstellte. Es war Jack Ma, der Gründer von Alibaba, der sich heute noch gut daran erinnert. Mehr Anekdoten könnte ich stundenlang erzählen, vielleicht schreibe ich sie auch mal auf…


Hans Gäng hat sie alle begleitet und sie ihn: (von links):

Hans Gäng mit Irina Weisshaar, legendäre Repräsentantin für die GUS.

Angela Merkel an einer von 20 (!) Messe-Eröffnungen in Hannover.

Der heutige Generalsekretär der Nato, Mark Rutte, präsentiert das Global Business Magazine der Hannover Messe von Local Global.


Welche Messen stehen bei Dir noch an? Besuchst Du im April die Auto Shanghai?

Ja, sie ist ein Muss – so wie einst die CeBIT, die ich immer noch vermisse, so wie die frühere IAA in Frankfurt. Über die Auto Schanghai habe ich in einem sehr persönlichen Interview mit Deutschlands Autopapst Ferdinand Dudenhöffer gesprochen Er ist sich sicher, dass die wichtigste Automesse der letzten 20 Jahre heute in Schanghai stattfindet, weil dort die Zukunft der weltweiten Automobilproduktion erkennbar wird. Das lässt mich als Bürger, der im Raum der Automobilhochburg Stuttgart lebt, nicht kalt.


Das Magazin der Saturday Times hatte lange eine inspirierende Interviewserie mit dem Titel «What I’ve learnt». Hans Gäng, was hat Dich die Messewirtschaft gelernt?

Wenn ich auf die Messewirtschaft in der Schweiz, in Deutschland und international schaue, habe ich jetzt fast zwei Generationen Messemacher erlebt, denen Weltoffenheit und internationaler Austausch Geschäftsgrundlage und persönliches Lebenselixier sind. Für mich waren das und sind sie in diesen Zeiten eine wahre Friedenstruppe.

 

*Hans Gäng ist Gründer und Inhaber von local global, Stuttgart. Das Gespräch mit Hans Gäng wurde im ehrwürdigen Restaurant Kronenhalle in Zürich lanciert. Es ist der Auftakt zur smartville digital Serie «Was macht eigentlich …» mit Exponenten der Vergangheit und Gegenwert der Messewirtschaft. Das Interview geht jetzt gleichzeitig an die Abonnenten von Local Global und smartville digital.


TAKE OUTS


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Happy Birthday Hans Gäng – Doyen der Messejournalisten!

 

(US) Kürzlich war ich zum Lunch im berühmten Zürcher Restaurant Kronenhalle mit dem Messejournalisten-Doyen und Schweiz-Liebhaber Hans Gäng, der jetzt auf der Hannover Messe 2025 – wie passend! - seinen 70. Geburtstag feiert!


Unser Treffen in Zürich war wie das Einsteigen in ein warmes Bad, der Diskurs von Hans Gäng fließt wie ein ruhiger Schweizer Bergquell und man fühlt sich, wenige Menschen haben diese Qualität, in seiner Gegenwart einfach wohl.

 

Ich lernte Hans Gäng (Bild) vor 20 Jahren auf einer Pressereise nach Hong Kong kennen und wir entwickelten eine freundschaftliche «Chemie». Seine unendliche Leichtigkeit des Schwaben-Seins (er lebt seit vielen Jahren in Stuttgart, ist aber am Bodensee aufgewachsen) hat eine starke Anziehungskraft. Es ist unmöglich, sich seinem Charme zu entziehen.

 

Hans hatte mit seiner Firma Local Global eine Karriere als Buchverleger und war der erste, der das Thema «China Sourcing» in Buchform publizierte. «Hans Gäng ist für mich der Sourcing Pionier schlechthin, der eine Erfahrung stets gerne teilte», sagt Urs Ingold, internationaler Eventprofi und Inhaber von StarlingExpo, Switzerland, über ihn.

 

Die Astrologin Linda Goodman sagt in ihrem Weltbestseller «Star Signs» zum Sternzeichen des Widders: «Der Widder hat keine Spur von List und Tücke, er wird sein Leben lang immer von ganzem Herzen gutgläubig sein. Es gibt nichts Verborgenes oder Kompliziertes an ihm.»



Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass ein so liebenswerter Idealist wie Hans Gäng den manchmal harten Journalistenberuf gewählt hat. Aber Hans überwindet Klippen mit seiner Integrität und Intelligenz.


Und das sagt Andreas Züge, Geschäftsleiter Hannover Fairs Italy und Vertretung der Deutschen Messe AG für die Schweiz über Hans Gäng: «Hans hat stets ein ehrliches und passioniertes Interesse an Italien offenbart. Mit seinem Wirken hat er die deutsch-italienische Netzwerkbildung gefördert! Con cuore!»

 

Nichts motiviert einen Widder so sehr wie wenn er herausgefordert wird. Dieser Herausforderung stelle ich mich gerne und werde Dich, Hans, wieder und wieder in die renommierte Kronenhalle bringen, wo es Dir gefällt.

 

Sogar, pardon Hans, wenns nicht anders geht, Deine sprichwörtliche Bescheidenheit ignorierend, werde ich Dich mit Sechseläuten-Pferden dahin lotsen, ich kenne genug Zürcher Zünfter mit einem Pferdestall. Ich werde sagen: «Hans, Du bist jetzt 70 Jahre jung, take it easy, there’s more to life than work!»

 

Dann wird der Zürcher Adel in der Kronenhalle wieder um eine kultivierte Präsenz bereichert.



 

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