Wenn auf der Gartenbaumesse IPM ESSEN 1'400 Aussteller auf EinkäuferInnen aus über 100 Ländern treffen, steckt die Branche trotz wirtschaftspolitischen Schwierigkeiten voller Optimismus. Die IPM ESSEN ist Impulsgeber für das kommende Geschäftsjahr und zeigt die gesamte Wertschöpfungskette der Branche.
von Urs Seiler || 28. Januar 2025
Messen sind mehr als ein Exponatepark. Sie sind immer auch eine Diskussionsplattform zu wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, sie sind ein Vorausblick, welche Trends eine Industrie bewegen. Und sie sind eine auf anderem Weg nicht zu erreichende Netzwerkgelegenheit – eine Drehscheibe der Wissensgesellschaft. Unter dem Motto «Unendlich grüne Vielfalt» präsentiert die IPM ESSEN vom 28. bis 31. Januar 2025 zum 41. Mal die gesamte Wertschöpfungskette internationalen grünen Gartenbaus.
Zur Funktion von Leitmessen sagte Oliver P. Kuhrt (Bild oben), CEO der Messe Essen: «Die IPM ist ein absolutes Highlight in unserem Messeportfolio, eine grossartige Ouvertüre in diesem Jahr. Der Anteil der BesucherInnen aus dem Ausland zeigt mit 69 Prozent aus über 100 Ländern, aus denen die Fachwelt anreist, deutlich nach oben. Zum ersten Mal haben wir auch Einkäufer der größten Einkäuferkette Australiens auf der IPM ESSEN. Trotz der bekannt schwierigen Rahmenbedingungen ist erkennbar, dass wir ausstellerseitig wachsen werden.»
«Unsere Fachbesucher können sich auf eine inspirierende Order- und Trendplattform freuen. Besonders im Fokus stehen gegenüber der Klimaveränderung resistente Pflanzen, energieeffiziente und ressourcenschonende Produktionslösungen sowie ansprechende Verkaufs- und Präsentationskonzepte», sagt Andrea Hölker, Projektleiterin der IPM ESSEN. Abgerundet werden die jeweiligen Themenbereiche mit Vorträgen, Sonderschauen und Rundgängen.
Die Multifunktionalität aus der Sicht des Veranstalters zuhanden seiner Aussteller und BesucherInnen, die wiederum ihre eigenen Messeziele kennen, ist das, was Messen wie die IPM ESSEN so bedeutsam, ja unverzichtbar macht. Wie die Entwicklung mit Rekordzahlen der Veranstalter gezeigt hat, hat sich darin auch post Covid nichts geändert, im Gegenteil. Der Wert persönlicher Begegnungen wurde vielen noch bewusster, was sich auch anhand der BesucherInnenkennzahlen auf Leitmessen wie der IPM nachweisen lässt.
Auf der Pressekonferenz der Weltleitmesse der Gartenwirtschaft IPM in der Messe Essen am 27. Januar wurden neben den Trends, die die Gartenwirtschaft prägen und prägen werden, nicht zuletzt die politischen Rahmenbedingungen thematisiert. Diese sind Voraussetzung, damit Messen wie die IPM ihre Impulsfunktion für das Geschäftsjahr einer Branche erfüllen können.
Eva Kähler-Theuerkauf (Bild rechts), Präsidentin des Zentralverbandes Gartenbau und des Landesverbandes Gartenbau Nordrhein-Westfalen sowie Vorsitzende des Beirats der IPM ESSEN, brachte auf den Punkt, was viele in Deutschland bewegt: «Ich wünsche uns eine wirtschaftsfreundlichere Politik. Wir brauchen dringend Planungssicherheit. Wir werden von Steuern drangsaliert und sind nicht mehr wettbewerbsfähig. Wir brauchen Energie, die bezahlbar ist. Das Geld, das wir in Energie stecken, fehlt uns bei Investitionen. Und als Drittes: Deutschland ist Weltmeister in der Bürokratie, eine Katastrophe. Diese drei Punkte würde ich der zukünftigen politischen Führung auf den Weg geben», sagte sie an der IPM Pressekonferenz.
Klaus Gaumann (Bild rechts), Director of Marketing, Product Management & Retail bei Selecta Klemm, dazu: «Die IPM ist für die Verkaufssaison extrem wichtig. Unsere Mutterpflanzen stehen in Afrika, die Kunden sitzen überwiegend in Europa, Asien den USA. Von da her ist die IPM der optimale Treffpunkt – the Place to be!»
Klaus Gaumann sprach auch ein weiteres wirtschaftspolitisches Thema an, an dem die Branche ganz nah dran ist, nämlich unsere künftige Wasserversorgung. «Die Diversität, die die Messe so augenscheinlich zeigt, ist vielfach in Gefahr. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns auf der Messe zusammentun. Wir brauchen einen verbesserten Pflanzenschutz. Wir brauchen ein neues Wassermanagement. Wie können wir Wasser einsparen?», lautete seine Ansage an die Gartenwirtschaft. Und auf die Frage der Moderatorin Helena Felixberger, wie sich Wettbewerb und partnerschaftlicher Austausch vertrügen: «Innovationen entstehen immer im Austausch. Gartenbau kennt keine Grenzen. Was ich mir wünschen würde, ist, dass man uns, dieser unglaublichen Branche, etwas mehr Wertschätzung entgegenbringen würde.»
Natürlich drehte sich an der Pressekonferenz der hauptsächliche Dialog darum, was die IPM ESSEN so erfolgreich macht. In Kennzahlen gesprochen sind das gemäß Andrea Hölker 1'400 ausstellende Unternehmen aus mehr als 50 Ländern. Die wichtigsten Ausstellerländer sind Deutschland (421 Aussteller), die Niederlande (371), Italien, Belgien, Spanien und auch die Schweiz mit um die 18 Aussteller.
Pflanzen-Neuheiten und technische Innovationen: 14 inspirierende Gemeinschaftsstände
Die internationalen Gemeinschaftsstände sind ein Besuchermagnet auf der IPM. Denn sie bieten den FachbesucherInnen der Weltleitmesse eine einzigartige Gelegenheit, die landestypischen Pflanzen und technischen Innovationen aus verschiedenen Erdteilen kompakt zu entdecken. 13 Nationen – unter anderem Belgien, Costa Rica, Dänemark, Polen, Spanien und die USA –bieten an ihren Ständen grenzübergreifende Inspiration. Die IPM ESSEN belegt das gesamte Messegelände in den Hallen 1 bis 8 und der Galeria.
Klaus Götz (Bild rechts), Präsident des Fachverbandes Deutscher Floristen e.V. – Bundesverband sagte an der Pressekonferenz zur Rolle des Besuchermagnets IPM: «Sie ist ein Treffpunkt für alle Bereiche der grünen Branche. Messe ist immer ein Markt des Austausches, der Kommunikation, die ganz wichtig für die Zukunft ist.»
Von Baumschulpflanzen über Jungpflanzen bis zu blühenden Topfpflanzen, farbenfrohen Schnittblumen und robusten Stauden – die IPM ESSEN bietet in den Hallen 1, 1A, 2, 5, 6 ,7, 8 und Galeria eine einzigartige internationale Pflanzenschau.
Erstmals belegen die Landgard-Ordertage | Frühjahrsedition die Halle 1A. Neu ist auch das Gärtner-Forum in Halle 2 als zentraler Treffpunkt für den produzierenden Gartenbau. Aussteller informieren das Publikum in praxisnahen Vorträgen und Podiumsdiskussionen über die Zukunft, Produktion und Industrie im Jungpflanzenbereich. Geführte Rundgänge starten ebenfalls von hier und bieten spannende Einblicke in die Welt der Jungpflanzen und neue Trends. In Halle 7 präsentieren sich erstmals Baumschulen aus Nordrhein-Westfalen auf einem Gemeinschaftsstand.
Moderne Lösungen für den Gartenbau stehen in den Hallen 3, 4 und der Galeria im Mittelpunkt, von Bewässerungsanlagen über Gewächshaustechnik bis hin zu Maschinen und Transportgeräten. Das Innovationscenter Gartenbautechnik in Halle 4 beleuchtet in Kurzvorträgen die Zukunft der Branche mit nachhaltigen und effizienten Technologien. Das Infocenter Gartenbau inklusive Lehrschau und Neuheitenschaufenster haben in Halle 4 ihren neuen Standort.
Der Fachverband Deutscher Floristen (FDF) zieht mit der FDF-World in Halle 5 um und damit in die unmittelbare Nähe der Floristik-Aussteller, die dort Pflanzgefäße, Übertöpfe, Werkzeuge, Deko-Elemente, Grußkarten und ergänzende Sortimente zeigen. Die BesucherInnen erleben zudem auf der beliebten Drehbühne und in aufwendig gestalteten Showrooms florale Handwerkskunst und spektakuläre Live-Shows. Der IPM Messe-Cup 2025 steht unter dem Motto «Grenzenlos blühende Gemeinschaft» – die besten floralen Werkstücke sind ebenfalls in Halle 5 ausgestellt. Weitere Trends für den grünen Fachhandel und erfolgreiche POS-Konzepte zeigt Kreativdirektor Romeo Sommers im IPM Discovery Center – ebenfalls neu in der Halle 5.
Vom Ladenbau bis zur IT: Erst die passende Ausstattung macht viele Produkte zu einem Kundenmagneten. Diese Lösungen finden sich über alle Messehallen – entsprechend thematisch zugeordnet – verteilt.
Internationale Highlights und neue Ideen made in Germany
Die ganze Welt des Gartenbaus ist während der IPM ESSEN zu Gast. Einen Überblick über die nationentypischen Produkte eines Landes geben die internationalen Gemeinschaftsstände. Diese besonderen Ausstellungsflächen organisieren Belgien, China, Costa Rica, Dänemark, Frankreich, Indien, Israel, Japan, Südkorea, die Niederlande, Polen, Portugal, Spanien, die Türkei, das Vereinigte Königreich und die USA. Hier haben Fachbesucher die Möglichkeit, mit Ausstellern eines Landes ins Gespräch zu kommen und sich gezielt über deren Leistungen zu informieren.
Neue Impulse für die Branche kommen oft von jungen Unternehmen. Unter dem Titel «Young Innovators» präsentieren sich Start-ups in Halle 6. Gefördert wird ihr Messeauftritt vom Bundeswirtschaftsministerium.
Fazit
«Unsere Fachbesucher können sich auf eine inspirierende Order- und Trendplattform freuen. Besonders im Fokus stehen gegenüber der Klimaveränderung resistente Pflanzen, energieeffiziente und ressourcenschonende Produktionslösungen sowie ansprechende Verkaufs- und Präsentationskonzepte», ergänzt Andrea Hölker, Projektleiterin der IPM ESSEN. «Wir freuen uns sehr auf vier spannende Messetage.» Abgerundet werden die jeweiligen Themenbereiche mit Vorträgen, Sonderschauen und Rundgängen.
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