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Arbeiten in der Messewirtschaft: Der Wettbewerb um Azubis

Die Messewirtschaft ist ein sicherer und international agierender Arbeitgeber. Jetzt muss sie im Rekrutierungswettbewerb aber denken und handeln wie Startup-Firmen, um für junge Talente wieder attraktiv zu sein. smartville.digital bringt das Angebot der führenden Messeplätze in den D,A,CH-Ländern. Stellen- und Ausbildungsangebote am Textschluss.


by Urs Seiler | 19. April 2022



Kein Zweifel: Die Messewirtschaft, voran die deutschen Messeplätze, die sich in öffentlicher Hand befinden, bieten krisensichere Arbeitsplätze.



Die Messe Frankfurt hat während der Pandemie keine Mitarbeitenden entlassen. «Wir Messeleute sind Treibhäuser des Optimismus. Menschen zu entlassen ist kein besonders kreativer Ansatz» sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Messe Frankfurt, Wolfgang Marzin schon an der Jahrespressekonferenz vom 9. Dezember 2020.


Die Messe Frankfurt ist der weltweit größte Messe-, Kongress- und Eventveranstalter mit eigenem Gelände. Internationalität wird hier gelebt. Alleine im Hauptsitz in Frankfurt setzt sich die Belegschaft aus 28 Nationalitäten zusammen.

Sie bietet für Auszubildende und dual Studierende viele spannende Programme an, um qualifizierte Fachkräfte für morgen zu entwickeln – von Ausbildungen im kaufmännischen und im IT-Bereich über Studiengänge für Kommunikation- oder Eventmanagement bis hin zu Studiengängen im Bereich IT, Finanzen und Wirtschaft.


«Aber Human Resources wird in vielerlei Hinsicht das zentrale Problem für 2022 für Messeveranstalter in den D,A,CH-Ländern», sagt Björn Kempe, Gründer und Inhaber von ExposGlobal in Berlin und Shanghai (rechts).


Der Grund ist, weil jetzt viele Kurzarbeits-programme auslaufen und viele normale Projektangestellte sehr wahrscheinlich ihre Jobs verlieren und ab dem dritten Quartal 2022 wieder verstärkt Personal nachgefragt wird, weil die Industrie anspringt.


«Viele Mitarbeiter der Veranstaltungsindustrie haben unserer Branche den Rücken gekehrt und es wird sehr schwierig, gute Leute aus anderen Branchen für uns zu rekrutieren. Genug Fachpersonal aus Hochschulen und Fachhochschulen wie Ravensburg und anderen gibt es leider nicht», sagt Björn Kempe.



«Wenn die Denkweise sich auf Startup ändert,

werden Messegesellschaften auf dem Arbeitsmarkt

wieder sehr schnell konkurrenzfähig.»


Dem stimmt Gesa Drewes (links), Human Resources Business Partner & Processing bei der Messe Frankfurt, zu: «Für ein Unternehmen, das von der durch Covid-19 ausgelösten Krise so stark betroffen war wie die Messe Frankfurt ist es nicht einfacher geworden, Mitarbeitende zu gewinnen. Dennoch machen wir die Erfahrung, dass der Veranstaltungs-bereich und damit auch die Messe-wirtschaft weiterhin ein attraktives Berufsfeld für viele Jobsuchende ist.»





«Jump» heißt das Programm, mit dem die NürnbergMesse seit 2016 mehr weibliche Führungskräfte im Unternehmen etablieren will (Bild oben) und damit zur Geschlechtergleichstellung beiträgt. Seit Programmstart stieg der Anteil weiblicher Führungskräfte um 66 Prozent. Wie das Programm Mitarbeiterinnen dabei unterstützt, Geschlechtergräben zu überspringen, erzählen die aktuellen Teilnehmerinnen mit Videos von Mitarbeitenden der NürnbergMesse.


Im Interview erzählen Azubis der NürnbergMesse, wie ihr Einstieg ins Berufsleben war und warum sie den Messe-Restart für sich als Riesenchance sehen.


Björn Kempe warnt vor einem Aderlass an qualifiziertem Personal. «Wegen der Pandemie laufen der Messewirtschaft die Leute in andere, sicherere Branchen mit weniger Schichtarbeit davon. Dieser Prozess ist leider gar nicht zu stoppen. Die MitarbeiterInnen in den Messefirmen können deshalb froh sein, ihre Jobs noch zu haben. Da in Deutschland die Messeindustrie quasi staatlich gestützt und gefördert ist haben hier viele Menschen ihre Jobs behalten. In England oder den USA ist die Situation eine völlig andere - dort wurden letztes Jahr fast alle entlassen um dieses Jahr wieder neu einzustellen. Das ist für Deutschland – zum Glück - ein undenkbares Szenario. Daher kann sich jedermann sehr glücklich schätzen, wenn er in der Messeindustrie arbeitet. Auf der positiven Seite sehen wir, dass deutsche Messefirmen Hierarchiestufen reduzieren.»


Der Chef der Koelnmesse, Gerald Böse, unterstrich in der Pressemitteilung zum Geschäftsjahr 2021 vom Januar 2022: «Die Koelnmesse hat der Krisensituation mit Fortsetzung der Kurzarbeit bis August 2021 Rechnung getragen. Zum Jahresende waren 960 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Koelnmesse-Konzern beschäftigt: nach gezieltem Einstellungsstopp nur rund 40 weniger als im Vorjahr 2020.»



Jedes Jahr bildet die Koelnmesse bis zu sechs Veranstaltungskauffrauen bzw. Veranstaltungskaufmänner aus. Die KoelnMesse bietet unter anderem ein 18-monatiges Trainee-Programm oder Volontariat in der Unternehmenskommunikation.

https://www.koelnmesse.de/karriere/jobboerse/trainee-programme/

Azubis der KoelnMesse äussern sich im Video-Interview.


Aber was haben sie sonst noch zu bieten? Und was erwarten junge Angestellte von modernen Arbeitgebern? Wie attraktiv sind Messeveranstalter für die Millennial-Generation?

Björn Kempe: «Wenn es wieder richtig losgeht mit Messen, wie das bereits der Fall ist, werden auch wieder Menschen in die Messewirtschaft finden. Ein Arbeitsplatz bei einer Messe bietet Kontakte und Internationalität wie kein anderer. Kreativität und Abwechslung zählen auch zu den Vorzügen der Industrie.»


Diversity bei der Messe Düsseldorf: Die Messe Düsseldorf beschäftigt Menschen der verschiedensten Nationalitäten, Kulturen und Religionen, Menschen jeden Alters und Geschlechts sowie Menschen mit Behinderung. Unsere Zusammenarbeit ist geprägt von gegenseitigem Respekt, fairer Chancenverteilung und größter Toleranz und Offenheit. Die Messe Düsseldorf als Arbeitgeber.


Kriterien der Millennial-Generation bei der Arbeitgeberwahl

Was sind die wichtigsten Kriterien, nach denen junge Menschen einen Arbeitgeber wählen?


«Ich habe in der einige Familie Millennials und hier höre ich folgendes: Am höchsten bewertet werden gutes Arbeitsklima, entspannte Firmenkultur, flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, angemessenes Salär, wenig Überstunden, Reise- und Aufstiegsmöglich-keiten» sagt Björn Kempe.


Björn Kempe: «Ich denke das sind alles sehr wichtige Punkte. Deutsche Messefirmen müssen anfangen wie Startups zu denken und zu handeln und nicht wie Staatsbetriebe. Ein gutes Beispiel hierfür die Messe Friedrichshafen - sehr lockeres Klima, tolle Kollegen, tolle Stadt, flache Hierarchien und schnelle Entscheidungswege. Man muss sich auch fragen, ob man sich nicht etwas locker machen kann. Ich glaube, ich bekäme Probleme, als Bereichsleiter oder Geschäftsführer mit einem Wollpullover an ein Meeting zu gehen - warum eigentlich?»


Gesa Drewes dazu: «Konkret machen wir die Erfahrung, dass die «Digital Natives» Fähigkeiten mitbringen, die für Entwicklungen digitaler Kanäle in unserem Unternehmen wichtig sind. Zusammen mit der Erfahrung und den digitalen Kompetenzen langjähriger Kollegen entstehen daraus neue Ideen und Prozesse. Was Werte angeht, kann man sagen, dass junge Menschen Sinn und Sinnhaftigkeit der Arbeit und einzelne Tätigkeiten von Beginn an vielleicht mehr hinterfragen als frühere Generationen. Die Messe Frankfurt hat sich für ihre Ansprache von potenziellen Auszubildenden vielfältige Kanäle gesucht wie mf.com, Auszubildende.de, Instagram, Azubiyound damit gute Erfahrungen gemacht.»


Was haben deutsche Messeveranstalter zu bieten? Deutsche Messeveranstalter haben wirklich den großen Vorteil, dass die Jobs relativ sicher und staatlich gestützt sind. Ich muss lobend erwähnen das deutsche Messeveranstalter meistens sehr gute Urlaubsregelungen haben, tolle Betriebsrenten, tolles Kantinenessen und freie oder ermäßigte Fahrt im Öffentlichen Verkehr sowie freie Parkplätze und sogar Vorzüge bei Wohnungszuteilung. Massenentlassungen hat es auch nicht gegeben.


Verlässlichkeit und Staatlichkeit sind ganz klare Stärken von Messeorganisationen – wie bei jedem Stadtwerk. Aber eine große Schwäche von Messegesellschaften ist ihre veraltete Denkweise.


«Wenn die Denkweise sich auf Startup ändert, werden Messegesellschaften wieder sehr schnell auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig. Betrachten wir Firmen wie Rocket Internet, HelloFresh, DeliveryHero - die haben ähnlich viele Mitarbeiter wie Messegesellschaften. Sie sind aber als Arbeitgeber deutlich agiler und attraktiver», sagt Björn Kempe.


Und was zeichnet eine Führungskraft der Millennial-Generation aus?

«Baby Boomer sind in ihrer Mentalität gar nicht so verschieden zur Millennial-Generation, wie manchmal gemutmaßt wird. Sie sind in einer Zeit aufgewachsen, die weniger technikdominiert war. Sie sind natürliche Netzwerker, legen Wert auf charakterliche Eigenschaften und das Miteinander, auf Ehrlichkeit und Verlässlichkeit. Sie sind agil in Problemlösungen und ich wage die These, schneller beim Improvisieren» sagt Björn Kempe.


Ein ausführliches Interview mit Gesa Drewes, Human Resources Business Partner & Processing bei der Messe Frankfurt, folgt am 25. April 2022.

Als deutsche Niederlassung des weltweit größten Messeveranstalters Reed Exhibitions Ltd. organisieren RX vom Standort Düsseldorf aus Messen in ganz Deutschland. Trotz flacher Hierarchien gibt es gute Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens.



«Die Millennial-Generation: eine neue Spezies!»

Die junge Generation, die seit 2000 heranwächst, verhält sich anders als frühere! Technikwissen und soziale Netzwerke gehören zum Alltag, man trifft sich online und nicht life, man chatted und spricht weniger an der Bar oder beim Abendessen.


by Björn Kempe | 19. April 2022


Bild: ExposGlobal und MICE-XL


«Die Zeit läuft schneller und oft vergisst man rasch, was vorige Woche war und mit wem man gechattet hat. Damit kommt der zwischenmenschliche Aspekt zu kurz und auch die Verlässlichkeit. Von der jüngeren Generation bekomme ich heute kaum Antwort auf E-Mails. Oder die Loyalität bei Terminvereinbarungen ist bedenklich.


«Daher stelle ich bei der Personalwahl keine Standardfragen. Ich frage eher, ob die Menschen nach Asien oder Lateinamerika reisen würden, ob Sie lieber Chillischoten oder Pralinen essen oder ob Sie lieber in einem Gewächshaus oder Restaurant aushelfen würden. Die Antworten darauf sind viel wichtiger als ein standardisiertes Frageprofil von Schwächen oder Stärken.


«Jede Generation hat Vor und Nachteile und ich hoffe das die Millennials wieder neuen Schwung und vor allem neue Ideen und Konzepte in unsere Industrie bringen. Dadurch werden Messgesellschaften wieder konkurrenzfähig im Arbeitsmarkt.


«Björn Kempe ist Gründer und Inhaber von ExposGlobal Shanghai und Berlin, das im Beratungs- und mit MICE-XL im Rekrutierungsgeschäft tätig ist.


Stellenangebote der grössten Messeveranstalter in den D,A,CH-Ländern

































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