Die Auftragsbücher für das zweite Semester 2021 sind ansprechend gefüllt. Das zeigt einen Rückstau im Kundenbegehren der auftraggebenden Wirtschaft, wieder live aufzutreten, an. Trotzdem gehen die Teilnehmer des vierten Messebautalks davon aus, dass in einem Jahr die Hälfte der Branchenteilnehmer nicht mehr existieren.
by Urs Seiler | 30. Januar 2021
Die Messebaufirmen in der Schweiz kommen nicht um weitere Entlassungen herum, obwohl das die beteiligten Unternehmen viel Geld kostet. Die am Messebautalk teilnehmenden Unternehmer sind sich einig: die ganz grossen Budgets wie in der Vergangenheit werden nicht mehr in Messebau fliessen. «Wir richten uns nicht mehr als Messebaufirma aus und haben schon vor Jahren diversifiziert. Aber weil wir noch 20 – 30 Bestandeskunden im Portfolio haben, lassen wir uns eine Hintertür’ offen, um bei Bedarf wieder ins Geschäft einsteigen zu können» sagte einer der Messebauer. (Bild oben: Cyrill Pape)
Ein zweiter Tenor: Messen werden jetzt anders, transformiert und auch das ist ein Indiz, dass die Kundenbudgets in Messestandbau reduziert werden. Transformiert heisst wohl: weniger Budgets werden in die Hardware (Standmieten, Messebau) fliessen - und mehr in das digitale Messemanagement.
Als gute Nachricht muss die Überzeugung der teilnehmenden Messebauunternehmer gewertet werden, dass sie alle überzeugt sind von einem Rückstau an Live Events und Messen, sobald diese wieder möglich sind. (Bild oben: Urs Bischoff)
Eine weitere gute Nachricht kam vom grössten Messebauer in der Schweiz, von Messerli, der in den letzten Monaten sechs Stände für europäische Firmen in China gebaut hat. (Bild oben: Andreas Messerli).
Dauernd zu sprechen am Messebautalk geben die Bundes- respektive kantonalen Rege-lungen zur Unterstützung von durch Covid geschädigten Firmen. Der Schweizer Föderalismus, bei dem jeder Kanton seine eigenen Entschädigungsrichtlinien entwickelt, führt zu einer dramatischen Verzögerung in der Ausschüttung der so dringend benötigen finanziellen Unterstützung. Ein Votum: «Ich kann bestätigen, jene, die am lautesten um Geld schreien, werden gehört.» (Bild: Andreas Kern).
Deshalb sagt einer der Teilnehmer: «Es wird zu einer Erholung im Messe- und Eventmarkt kommen, aber für viele Firmen wird er zu spät erfolgen, fünfzig Prozent der Unternehmen werden in einem Jahr nicht mehr hier sein.» Ein anderer Messebauer: «Wir stehen an einem Punkt, an dem wir uns fragen müssen: was kommt nachher, wo habe ich nachher meinen Platz.»
Teilnehmer am vierten Messebautalk: Andreas Messerli, Messerli.live. Andy Pape, Cyrill Pape, Pape Werbe AG, Urs Bischoff, Bexpo Digitaldruck und Werbetechnik. Fredi Schnider, Stauffis AG. Andreas Kern, Audiorent Clair AG. Urs Blöchlinger (Bild oben), Display Team AG. Moderation: Urs Seiler, smartville.digital.
Der nächste Messebautalk findet online statt am 17. Februar 2021.
Wie ein Messefranken zehn Franken Wertschöpfung schafft
Gemäss den Erhebungen des Branchenverbands Expo Event Swiss LiveCom Association bei seinen Mitgliedern belief sich der direkte Umsatz der Messebranche in der Schweiz im 2018 auf 766.7 Millionen Franken, was gesamtwirtschaftlichen Effekten von 7.6 Milliarden Franken entspricht. Allgemein geht man damit davon aus, dass ein Franken, der in der Messewirtschaft ausgegeben wird für Hallenmiete, Messebau, weitere Kosten bis zu zehn Franken an gesamtwirtschaftlichen Effekten für die Messewirtschaft selber und die nutzniessende Wirtschaft (Gewerbe, Hotels, Catering, Reisekosten, Personalkosten) auslöst. Der Multiplikationsfaktor wir zwischen 6 bis 10 veranschlagt.
Kennzahlen zum Messe- und Eventmarkt Schweiz: https://expo-event.ch/de/services/event-klima-studie/
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