event-ex ist mit den Messevertretungen der LeipzigerMesse, der NürnbergMesse und der Messe Stuttgart sowohl für Deutschland und mit Eigenmessen in der Schweiz tätig und somit in beiden Welten zu Hause. Daniel Fritz äussert sich dazu, weshalb ein Vergleich der Messeländer Schweiz und Deutschland irrelevant ist.
von Daniel Fritz || 7. Oktober 2024
In Kürze
«Wenn Aussteller auf einer Messe in Deutschland für das gleiche Geld 8 bis 10 mal mehr BesucherInnen erreichen, dann …
«Aber die Qualität ist in der Schweiz nach wie vor sehr hoch.
«Klimaneutralität ist allein von den Messeveranstaltern nicht zu schaffen.
«Deutschland ist aber leider meilenweit von einem intakten Öffentlichen Verkehr entfernt.
«Ein Vergleich der Schweiz mit dem Messeland Deutschland bringt nichts.
Daniel Fritz, event-ex ist mit den Messevertretungen der LeipzigerMesse, der NürnbergMesse und der Messe Stuttgart sowohl für Deutschland und mit Eigenmessen in der Schweiz tätig und somit in beiden Welten zu Hause. In Deutschland sieht man landauf, landab wieder Rekordwerte der Umsatz- und Gewinnzahlen, namentlich auch in Leipzig, Nürnberg und Stuttgart, während die Messewirtschaft in der Schweiz stagniert. Was sind die Ursachen?
An den deutschen Messeplätzen lassen sich glücklicherweise tatsächlich Rekordzahlen verfolgen, wir sehen eine Messewirtschaft auf Vor-Corona-Niveau beziehungsweise eine, die sogar über dem Rekordjahr 2019 liegt.
Parallel dazu erleben wir in der Schweiz ein eher stagnierendes Messegeschäft, teilweise sogar mit Rückgängen und geringeren Margen, womit man sich wohl abfinden muss. Meiner Meinung nach liegt die Ursache in der geringeren Reichweite von Schweizer Messen im internationalen Vergleich.
Aussteller fragen sich dann, ob sie sich die Teilnahme in der Schweiz noch leisten wollen, wenn sie auf einer Messe in Deutschland für das gleiche Geld 8 bis 10 mal mehr BesucherInnen erreichen. Aus meiner Sicht ist eine solche «Milchmädchenrechnung» der falsche Ansatz, aber es ändert wenig am Umstand, dass sie in den Köpfen der Menschen oftmals verankert ist.
Viele Messen in der Schweiz sind in Grösse und Relevanz mit früher leider nicht mehr zu vergleichen. Wenn eine Schweizer Messe auf 200 Aussteller kommt, muss man das heute bereits als Erfolg werten.
Früher hat man doch gesagt, auf den Messen in Deutschland trifft sich die Welt, in der Schweiz die regionale Wirtschaft und beide haben ihre Berechtigung. Oder auf Weltleitmessen gehe man, um die Zukunft zu sehen, auf regionale Messen auf der Suche nach einer unmittelbaren Problemlösung.
Das stimmt immer noch, aber mit dem Unterschied, dass die Weltleitmessen in Deutschland immer noch oder wieder am Wachsen sind, aber in der Schweiz sehen wir mehr schrumpfende als wachsende Messen.
Durch die Schwäche des Messeplatzes Schweiz schrumpfen hier Industriemessen oder verschwinden sogar ganz. Wandern sie denn nach Deutschland zu Euren Partner-Messeplätzen ab?
Generell ist es so, dass die verbliebenen Industriemessen in der Schweiz im kleineren Rahmen stattfinden als früher - das muss man aus den erwähnten Gründen so akzeptieren. Wenn man eine Messe nur quantitativ nach der Zahl ihrer Aussteller und BesucherInnen beurteilt, dann wird man wohl enttäuscht sein. Aber die Qualität ist nach wie vor sehr hoch und mit ihr kann eine Messe auch in der Schweiz, wenn auch auf kleinerer Flamme, durchaus punkten und erfolgreich sein.
Wie wirkt das Ziel der klimaneutralen Messe bis im Jahr 2040 auf Euch als Vertreterin von drei Messen in Deutschland zurück?
Im Moment wirkt da wenig auf uns zurück, wir hören nur vereinzelt von unseren Ausstellern und BesucherInnen zum Thema.
Das Ziel ist meiner Meinung nach auch allein von Messeveranstaltern nicht zu schaffen. Da muss die Politik für die notwendigen Rahmenbedingungen, zum Beispiel einen funktionierenden Öffentlichen Verkehr sorgen. Es müssen auch Anreize für den Umstieg auf den ÖV geschaffen werden, da könnte man schon auf Besucherseite, dem Hauptverursacher von CO2-Entstehung durch Messen, sehr viele Schadstoffe einsparen. Deutschland ist aber leider meilenweit von einem intakten Öffentlichen Verkehr entfernt.
Wo liegt die Zukunft des Messeplatzes Schweiz?
Ein Vergleich mit dem Messeland Deutschland bringt nichts, ist irrelevant. Jedes Land muss seine eigene Messekultur finden. Ich bin der Überzeugung, dass gut gemachte Gewerbemessen in der Schweiz wieder zurückkommen werden, weil sie ein quasi natürliches Einzugsgebiet haben. Die Rückbesinnung auf die Region kann in der Schweiz sicher funktionieren, weil die Zielgruppen, Aussteller und BesucherInnen hier verwurzelt, zu Hause sind. Das könnte auch das Rezept für eine Renaissance von Events ein.
Welche Ziele verfolgt event-ex und welche Wachstumschancen bestehen?
Interessante Märkte könnten für uns im arabischen Raum entstehen, wo wir auch schon Gespräche über Kooperationen führen. Wenn man aus der Schweiz für Deutschland agiert, sind auch Italien und Frankreich gedanklich nicht weit weg. Hier werden wir in Zukunft hoffentlich neue Projekte vorstellen können. Bei allem Schrumpfen oder Stagnieren des Schweizer Marktes möchte ich aber deutlich machen, dass wir in der Schweiz zuhause sind und wir hier unser Kerngeschäft beibehalten möchten.
Wie ist die Arbeitsteilung der beiden event-ex-Inhaber Peter Plan und Daniel Fritz?
Dadurch, dass wir doch recht unterschiedlich sind, ergänzen wir uns sehr gut. Vieles hat mit Respekt zu tun. Wenn man die Unterschiedlichkeit eines Geschäftspartners akzeptiert, fühlt das sich als Bereicherung an. Ich bin sehr froh über diese Möglichkeit und diesen Lebensabschnitt, unsere emotionale Bilanz fällt bislang sehr gut aus.
Interview: Urs Seiler
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