English below. Sobald es wieder Cashflow geben wird, werden wir eine Flut von Akquisitionen sehen. Messemacher Björn Kempe spricht für smartville.digital Klartext zur Zukunft der Messewirtschaft. Teil zwei des smartville.digital-Interviews.
by Björn Kempe, Shanghai und Berlin* | 4. Februar 2022
In Kürze
Wir sehen, egal wer in den Aufsichtsräten der Messegesellschaften sitzt,
dass es nie zu einschneidenden Veränderungen kommt.
Wenn man «Betongold» und operatives Geschäft trennt, werden
die Gesellschafter schnell verstehen, dass operativ eigentlich alles prima läuft.
Wenn man möchte, das ein Standort floriert und durch Messen
belebt wird, dann muss man sich große Messefirmen an den Standort holen.
Die ganze Welt wartet auf einen Einstieg ins Messegeschäft
in den D,A,CH Markt Deutschland, Österreich und die Schweiz!
Wir glauben an die Konsolidierung der MICE-Industrie.
Björn Kempe, ein Messeprofi sagt, den großen, börsenkotierten Messeveranstaltern gehe es sehr gut. Wie kann es sein, dass sie Akquisitionen machen und wachsen, ohne dass Messen stattfinden? Droht hier das Platzen einer überhitzten Blase und wann?
Mit dieser Aussage stimme ich überhaupt nicht überein und ich werde dafür auch Fakten liefern warum das nicht stimmt: Allen Messe-Unternehmen geht es nicht besonders gut, weil durch den Wegfall ihres Europa- und Chinageschäfts jetzt große Umsätze fehlen. Sie befassen sich derzeit sehr vorsichtig mit dem Thema Expansion. Ich sage allerdings voraus: sobald es wieder Cashflow geben wird, werden wir eine Flut von Akquisitionen sehen. Die Messeindustrie ist leider immer noch sehr fragmentiert und nur durch Konsolidierung und Masse kann man in Zukunft auch ordentliche Gewinne erwirtschaften. Eine Blase gibt es ganz und gar nicht und die gab es auch nie. Private Equity Firmen waren bis vor der Pandemie bereit, Multiples von 15 und mehr zu bezahlen. Für EventTech Firmen werden derzeit sogar Multiplikatoren von 25 und mehr gezahlt. Das ist in der heutigen Zeit aber nicht mehr angemessen.
Bei den grossen börsenkotierten Messeveranstaltern handelt es sich grösstenteils um Messegesellschaften ohne eigenes Gelände. Welche Chance lässt die Kontraktion der Messewirtschaft den großen Veranstaltern mit eigenem Messegelände? Welche zukünftige Rolle siehst Du für die Kommunen und Bundesländer als Teilhaber respektive Inhaber? Welche Verantwortung haben sie?
Die Messeveranstalter ohne Messegelände werden genauso zur Konsolidierung gezwungen wie die mit Messegelände. Bei den Messegesellschaftern wird es aber sicherlich deutlich länger dauern, bis der Groschen fällt. Wir sehen, egal wer in den Aufsichtsräten der Messegesellschaften sitzt, dass es nie zu einschneidenden Veränderungen kommt. Das hat sicherlich damit zu tun, dass Land, Stadt und Kommunen Angst vor Veränderung haben.
Dabei wäre es relativ einfach: Wenn man «Betongold» und operatives Geschäft trennt, werden die Gesellschafter schnell verstehen, dass operativ eigentlich alles prima läuft, aber das Vermietungsgeschäft der Unterstützung bedarf.
Es gibt zwei Chancen für TeilhaberInnen und GesellschafterInnen. Wenn man möchte, das ein Standort floriert und durch Messen belebt wird, dann muss man sich große Messefirmen an den Standort holen und das Land oder die Kommune bleibt Eigentümerin der Hallen, formuliert aber die Auflagen für das operative Geschäft.
Dieses könnte zum Beispiel an eine internationale Firma verkauft werden oder mehrere deutsche Messen fügen sich in eine Messe AG zusammen und veranstalten an unterschiedlichen Orten Messen. Beide Seiten - Vermietung und operatives Geschäft - im Einklang zu behalten wird sehr schwierig und ist auch nicht wettbewerbsfreundlich.
Allerdings haben die Kommunen immer Angst, dass eines Tages alle Messen sterben oder abwandern. Hier muss man einmal klar sagen: die ganze Welt wartet doch nur auf einen Einstieg ins Messegeschäft in den D,A,CH Markt Deutschland, Österreich und die Schweiz! Die großen börsenkotierten Messeveranstalter, aber auch viele privatgeführte deutsche Messeunternehmen, würden viel mehr Messen machen, als es derzeit der Fall ist.
Ich habe sehr viele Kaufanfragen für den D,A,CH-Markt und muss immer wieder abwinken und sagen: es gibt nichts zu kaufen. Meine Bitte für die Gesellschafter: weniger Angst, mehr Mut, mehr Betriebswirtschaft - dann klappt auch die Standortentwicklung. Aber dazu braucht es neue Themen und neue Messegesellschaften, um den Wettbewerb zu beleben.
Nach Covid-19 müssen Messen erklären, was ihr New Normal ist, ihre Daseinsberechtigung, ihr Raison d’être, ihr USP. Wenn Du Dich umsiehst auf allen Kontinenten – was siehst Du da?
Ich sehe gar nicht so viel New Normal, und ich finde den Begriff auch abwegig. Was ich in Dubai, Köln, München, Berlin, Paris und Las Vegas im 2021 sehen konnte waren frohe Gesichter ohne Maske, Standparties, glückliche Besucher, volle Snackpoints, viele Gespräche, glückliche Hotelmitarbeiter. Ich habe aber auch gesehen, dass es super läuft bei der Kontrolle der QR-Codes für das Impfen, kontaktose Registrierung, papierlose Badges - das gefällt mir alles sehr gut, und so darf das weitergehen.
Und was macht eigentlich Dein Unternehmen ExposAsia in der Zeit des Messestillstandes?
Auch ExposAsia musste sich durch die Pandemie neu erfinden und umorientieren: Zunächst heißen wir jetzt ExposGlobal, da wir in allen Kontinenten Partner und Geschäfte haben. Das frühere Kerngeschäft Beratung und Mergers & Acquisitions ist im Jahr 2020 von 100 auf Null eingebrochen und hat sich im Jahr 2021 auf 20 Prozent erholt.
Im 2022 rechne ich mit 40 bis 50 Prozent des früheren Geschäfts. Beratung ist dabei fast gar nicht dabei, da viele Messeveranstalter ihre Expansionspläne auf Eis gelegt haben.
Wir sind weiterhin der offizielle Repräsentant des Thailand Convention Exhibition Bureaus in Europa. 2020 hat mir die Zeit geschenkt, das Unternehmen komplett neu aufzustellen und fit für die Zukunft mit oder ohne Corona zu machen.
Wir haben sehr interessante Projekte für den Bereich der Zahnmedizin und deren Communities, wo wir für Dental Tribune International mittlerweile das gesamte globale Vertriebsnetz unterstützen.
Auch arbeitet ExposGlobal nicht mehr nur für Messefirmen, sondern auch für EventTech Firmen wie Expoplatform oder Jublia, aber auch Medienunternehmen.
Schließlich sind wir Berater mehrerer Fonds für den Veranstaltungsbereich und unterstützen die Finanzwirtschaft aktiv, im MICE-Sektor zu investieren und Investitionsobjekte zu finden.
Wir glauben an die Konsolidierung der MICE-Industrie und an dieser Konsolidierung wird Expos Global durch verschieden Aktivitäten maßgeblich teilnehmen.
Das neuste Project ist MICE XL - hier stellen wir unsere Expertise als Personalberater unter Beweis. In den nächsten 2 Jahren werden sehr viele Messegesellschaften wieder Personal einstellen und dafür braucht man ein sehr gutes Personalberatungsunternehmen, das global tätig ist.
Unser internationales Team agiert in Las Vegas, Berlin, Moskau, Dubai, Mumbai, Hanoi, Shanghai, Singapur und Sydney. Ich predige den deutschen Messegesellschaften immer Kooperation und Neuerfindung genau wie ExposGlobal selber – wir praktizieren, was wir predigen!
Interview: Urs Seiler
*Björn Kempe ist Gründer und Inhaber von ExposAsia und lebt in Shanghai und Berlin.
Take Outs
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«The whole world is waiting to get into the trade fair business»
As soon as there will be cash flow again, we will see a flood of acquisitions. Trade fair organiser Björn Kempe speaks plain language about the future of the trade fair industry for smartville.digital. Part two of the smartville.digital interview.
by Björn Kempe, Shanghai and Berlin* | 4 February 2022
Short Cuts
We see, no matter who sits on the supervisory boards of the trade fair companies,
that there are never any drastic changes.
If you separate «concrete gold» and operational business, the shareholders will
quickly understand that the operational business is highly profitable.
If you want a destination to flourish and to be revitalised by trade fairs,
then you have to attract big trade fair companies to the location.
The whole world is waiting for an entry into the trade fair business
in the D,A,CH market Germany, Austria and Switzerland!
We believe in the consolidation of the MICE industry.
Björn Kempe, a trade fair professional says that the big, listed trade fair organisers are doing very well. How can it be that they are making acquisitions and that they grow without trade fairs taking place? Is there a threat of an overheated bubble bursting here and when?
I do not agree with this statement at all and I will provide facts why this is not true: All the trade fair companies are doing badly because of the loss of their European and Chinese business means that they are now missing out on big sales. They are currently very cautious about expanding. However, I predict: as soon as there will be cash flow again, we will see a flood of acquisitions. Unfortunately, the trade fair industry is still very fragmented and only consolidation and mass can generate decent profits in the future. There is no bubble at all and there never was. Private equity firms were willing to pay multiples of 15 and more until before the pandemic. For EventTech companies, multiples of 25 and more are currently being paid. But that is no longer appropriate in today's world.
The large listed trade fair organisers are for the most part trade fair companies without their own exhibition grounds. What chance does the contraction of the trade fair industry leave for the large organisers with their own exhibition grounds? What future role do you see for the municipalities and federal states as shareholders or owners? And what responsibility do they have?
The fair organisers without a fairground will be forced to consolidate just as much as those with a fairground. But it will certainly take much longer for the trade fair venue owners to turn the corner. We see, no matter who sits on the supervisory boards of the fair companies, that there are never any drastic changes. This certainly has to do with the fact that the state, city and municipalities are afraid of change.
But it would be relatively simple: if you separate the «concrete gold» from the operative business, the shareholders will quickly understand that everything is actually going well operationally, but that the rental business needs support.
There are two opportunities for partners and shareholders. If you want a location to flourish and be revitalised by trade fairs, then you have to attract large trade fair companies to the location and the state or municipality remains the owner of the halls, but formulates the conditions for the operational business.
This could be sold to an international company, for example, or several German trade fairs merge into a Messe AG and organise trade fairs at different locations. Keeping both sides - rental and operational business - in line will be very difficult and is also not competition-friendly.
However, the local authorities are always afraid that one day all the fairs will die or move away. Here we have to be clear: the whole world is just waiting for an entry into the trade fair business in the D,A,CH market Germany, Austria and Switzerland! The big listed trade fair organisers, but also many privately run German trade fair companies, would do many more trade fairs than is currently the case.
I have a lot of purchase enquiries for the D,A,CH market and always have to wave them off and say: there is nothing to buy. My request for the shareholders: less fear, more courage, more business management - then the development of the location will also work. But this requires new themes and new trade fair companies to stimulate competition.
After Covid-19, trade fairs have to explain what their new normal is, their raison d'être, their USP. If you look around on all continents - what do you see?
I don't see much new normal at all, and I also find the term absurd. What I saw in Dubai, Cologne, Munich, Berlin, Paris and Las Vegas in 2021 were happy faces without masks, stand parties, happy visitors, full snack points, lots of conversations, happy hotel staff. But I also saw that things are going great with the control of QR codes for vaccination, contactless registration, paperless badges - I like it all very much, and long may it continue.
What has your own company ExposAsia been doing during the standstill?
ExposAsia also had to reinvent and reorient itself due to the pandemic: First, we are now called ExposGlobal, as we have partners and businesses in all continents. The former core business of consulting and mergers and acquisitions plummeted from 100 to zero in 2020 and recovered to 20 per cent in 2021.
In 2022, I expect 40 to 50 per cent of the former business to come back. Consulting is almost absent from this, as many trade fair organisers have put their expansion plans on hold.
We are still the official representative of the Thailand Convention Exhibition Bureau in Europe. 2020 has given me the time to completely reorganise the company and make it fit for the future with or without Corona.
We have very interesting projects for the dental sector and its communities, where we now support the entire global distribution network for Dental Tribune International.
Also, ExposGlobal no longer only works for trade fair companies, but also for event tech companies like Expoplatform or Jublia, but also media companies.
Finally, we are advisors to several funds for the events sector and actively support the financial industry to invest and find investment properties in the MICE sector.
We believe in the consolidation of the MICE industry and ExposGlobal will play a significant role in this consolidation through various activities.
The latest project is MICE XL - our services as recruitment consultants. In the next 2 years, a lot of exhibition companies will be recruiting again and for this you need a very good recruitment company that operates globally.
Our international team operates in Las Vegas, Berlin, Moscow, Dubai, Mumbai, Hanoi, Shanghai, Singapore and Sydney. I always preach cooperation and reinvention to the German exhibition companies just like ExposGlobal itself - we practice what we preach!
Interview: Urs Seiler
Translated from German with www.DeepLcom
*Björn Kempe is founder and owner of ExposAsia and ExposGlobal and lives in Shanghai and Berlin.
Take Outs
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