Die Schweiz gehört auf der GrindingHub und der GrindTec zu den größten Ausstellerbeteiligungen. Aber verträgt der Messeplatz Deutschland zwei Messen zum Thema Schleiftechnik im gleichen Jahr?
by Urs Seiler | 28. Februar 2022
Wandern Leitmessen wirklich aus Deutschland ab?
Wenn wir die vom VDW und der Messe Stuttgart am 22. Februar lancierte GrindingHub vom 17. bis 20. Mai 2022 in Stuttgart und die Leitmesse GrindTec vom 15. bis 18. März 2022 betrachten, scheint die oft gehörte These nicht zuzutreffen, dass Leitmessen aus Deutschland abwandern.
Die GrindingHub, organisiert vom Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken VDW in Kooperation mit der Landesmesse Stuttgart und in Trägerschaft mit Swissmem, kommt bei ihrer Erstaustragung mit 320 Ausstellern und einer beachtlichen Schweizer Präsenz von 52 Firmen. Wo es doch schon die Leitmesse GrindTec in Augsburg (Bild oben) mit nochmals um die 300 Ausstellern gibt.
Auch auf der etablierten Leitmesse, der GrindTec der AFAG vom 15. -18. März 2022, kommt eine der stärksten Auslandbeteiligungen aus der Schweiz. Die Hälfte der rund 300 Aussteller kommt aus Deutschland, gefolgt mit 12 Prozent von Italien, dann China mit 11 Prozent und der Schweiz mit 25 Ausstellern (8 Prozent).
Offenbar kommt es jetzt, nachdem die Spitze der Covid-Ära wahrscheinlich ausgestanden ist, zum großen Nachholbedarf der ausstellenden Wirtschaft für Live-Begegnungen.
«Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind so gut wie lange nicht mehr», konstatiert Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW. Nach dem pandemiebedingten Einbruch 2020 verzeichnete die internationale Werkzeugmaschinenindustrie im vergangenen Jahr ein Wachstum von 18 Prozent. Die Lieferungen schweizerischer Unternehmen nach Deutschland lag im 2021 gemäß dem VDW bei 91 Millionen Euro und nur geringfügig höher als 2020. Dennoch zeigt sich Dr. Wilfried Schäfer optimistisch: «Die GrindingHub wird nach dem Einbruch 2020 dazu beitragen, wieder Schwung in das internationale Geschäft zu bringen.»
Warum zwei substanzielle Messen zum Thema Schleiftechnik in Deutschland, dazu noch im gleichen Jahr?
Die GrindTec erhält jeweils Bestbewertungen in den Messemarktforschungen des Veranstalters, AFAG Messen. Henning Könicke, Geschäftsführer der AFAG Messen sagt dazu: «Die GrindTec hat sich seit Ihrer Gründung 1998 sensationell gut entwickelt. Dass dieser Erfolg nicht unbeobachtet geblieben ist, ist klar. Nun gilt es auch in 2022 wieder eine stabile, breit angelegte GrindTec mit Produkten und Innovationen aus allen Segmenten zu präsentieren. Darüber hinaus dürfen die Besucher auf einige neue Themenwelten gespannt sein, wie zum Beispiel die GrindTec FACTORY, die die gesamte Prozesskette des Schleifens hautnah abbildet und so Einblicke in die Fertigung von morgen erlaubt.»
Digital ist kein Ersatz
Die hohen Ausstellerzahlen auf beiden Messen sind ein starkes Argument pro Messe und dass «digital» nie ein Ersatz sein kann. Die United Grinding aus Bern ist Aussteller auf der GrindingHub in Stuttgart. Head of Business Development Paul Kössl (Bild oben) sagte auf der Pressekonferenz, dass Messen für sein Unternehmen nach wie vor die wichtigste Plattform seien, um ihre Angebote zu präsentieren.
Die Aussage wird bestätigt von Dr. Winfried Schäfer. Marktführer hätten während Covid große kostenintensive digitale oder hybride Veranstaltungen gemacht. Aber die Generierung von Kontakten und Leads sei «unterirdisch» gewesen. Auch AUMA-Umfragen bestätigen laufend, dass Messen für die Investitionsgüterindustrie nach wie vor die wichtigste Marketingplattform sind. Dr. Wilfried Schäfer hielt allerdings fest, dass es im momentanen Umfeld «auf Besucherseite immer schwierig sei». Die Unsicherheit auf die Zahl an erwarteten BesucherInnen wird uns also noch eine Weile beschäftigen.
Ist es denkbar, dass die beiden Messen auch in Zukunft in den gleichen, geraden Jahren stattfinden? Oder in alternierenden Jahren? «Das sehen wir, wenn die beiden Anlässe im 2022 stattgefunden haben», sagt Winfried Forster, Leiter Kommunikation der GrindTec in Augsburg, dazu.
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