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FAMA Messefachtagung: «Wir müssen wissen, dass wir in der wichtigsten Branche leben»

Digitales Marketing, Resilienz und Future Talents standen im Zentrum der FAMA Messefachtagung im Juni in der Messe Dornbirn. Das muss der Branche Mut machen: das oben zitierte bemerkenswerte Statement kam ziemlich überraschend von einem Keynotespeaker ausserhalb der Messewirtschaft.

 

von Urs Seiler || 4. Juli 2024

 

FAMA Messefachtagung: Auftakt mit von links Dr. Dr Bernhard Erler, Vorsitzender Messen Austria, Sabine Tichy-Treimel vom Gastgeber Messe Dornbirn, Henning Könicke, Vorsitzender FAMA, Roman Imgrüth, Vorstandsmitglied Swiss LiveCom Association Expo Event und der exzellenten Moderatorin Mag. Martina Ess.

 

«Kompetenzen verbinden» war das Motto der hochstehenden FAMA Messefachtagung

«Die Messebranche hat sich gut entwickelt» sagte Moderatorin Mag. Martina Ess an der Messefachtagung der drei Landesverbände Messen Austria, Swiss LiveCom Association Expo Event und FAMA e.V. vom 24. und 25. Juni in der Messe Dornbirn. Es war so etwas wie ein vorweggenommener roter Faden, der sich durch die Tagung zog.

 

An Messetagungen spürt man länderübergreifend das Ansteigen der Messekonjuktur, das sich auch in den Kennzahlen untrüglich nachweisen lässt und einen verhaltenen Optimismus. Aber das Geschäft ist für Veranstalter aus vielfältigen Gründen, die Pandemie hat das noch verschärft, härter geworden.

 

«Wir sind noch nicht alle da, wo wir vor Corona waren. Aber der Trend zeigt aufwärts, die Menschen wollen sich wieder treffen, Branchenunternehmen wollen auf unseren Plattformen verkaufen», sagte Sabine Tichy-Treimel, CEO der gastgebenden Messe Dornbirn an der Messe-Fachtagung der drei Landesverbände Messen Austria, Swiss LiveCom Association Expo Event und FAMA e.V. vom 24. und 25. Juni.

 

Messen mit Tradition: historisches Werbeplakat in der Messe Dornbirn.


Dem stimmte auch Dr. Bernhard Erler, Vorsitzender MESSEN AUSTRIA, zu. «Es geht uns wieder gut, aber ohne Kampf geht es nicht», beschrieb er die Stimmungslage bei den Messegesellschaften.

 

«Es braucht eine konstante Anpassung der Formate und es gilt, neue Ertragsmodelle zu erschliessen» sagte Roman Imgrüth, CEO Messen & Events bei der MCH Group und Vorstandsmitglied Swiss LiveCom Association Expo Event. Er ergänzte das mit einem kritischen Statement: «Da muss man vielleicht auch den Mut haben, heilige Kühe zu schlachten.»

 

«Corona hat uns sehr stark gezeigt, dass wir unsere Binnenmärkte etwas aus den Augen verloren haben. Neue Formate entwickeln geht nur über Communities und über Communitydenken. Wir haben ein tolles Format, aber man braucht den Blick für jede Community» ergänzte Henning Könicke, Vorsitzender des FAMA.

 

Digitalisierung hat dazu geführt, dass das Besuchermanagement den Messeveranstaltern ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Damit sind erstmals die MessebesucherInnen verstärkt im Fokus der Messewirtschaft.

 

«Wir müssen Besucher mit Highlights füttern, um Veranstaltungen einzigartig zu machen. Die können BesucherInnen aber nur wahrnehmen, wenn sie für diese Highlights Zeit haben. Wir müssen deshalb laufend die kleinen Zeitfresser auf Messen abschaffen. Am Ende geht es darum, dass man den Kunden schmackhaft macht, da (auf Messen) gibt es was, wo Du etwas gewinnen kannst» sagte Henning Könicke.


Wie komplex das Thema ist, wurde deutlich in der «Deep Dive» Session «Content, Channels, Community – die Schlüssel zur digitalen Kundenbindung», in dem ein Teilnehmer darauf hinwies, die Wirkung von Messen auf sie nicht überzubewerten. «Messeformate sind wichtig, aber wir dürfen ihre Wichtigkeit für Communities nicht überschätzen. Communities sind opportunistisch, sie engagieren sich nur, wenn es ihnen etwas bringt», sagte Armin Egger (Bild), Messe Graz. Oder Bastian Duchna, COO von Fair Media: «Die Messe ist Teil einer Community, nicht umgekehrt.

 

Viele weitere Themen und denkwürdige Aussagen kamen an der Fachtagung in der Messe Dornbirn, die bei den Teilnehmenden sehr gut ankam, zu Wort.

 

Das waren auch die Keynotespeaker Wolf Lotter und Colin Fernando, Partner bei Brand Trust.

 

Der in Deutschland lebende und aus dem steirischen Mürzzuschlag stammende Publizist und Buchautor Wolf Lotter gab dankbarerweise wieder einmal Entwarnung zum oft gehörten Allgemeinplatz, der durch Wiederholung nicht wahrer wird, Livebegegnungen könnten durch Digitalität konkurrenziert oder sogar substituiert werden.

 

«Das Bedürfnis heute nach ehrlichen Begegnungen ist grösser als je zuvor. Begegnungen werden im digitalen Zeitalter noch kostbarer. Wir müssen wissen, dass wir in der wichtigsten Branche leben.» Das sass – so euphorisch hatte das noch kaum jemand postuliert.

 

Exzellent auch Colin Fernando, der mit Brand Trust Messeplätze berät und mit seinem tiefgreifenden Wissen und grosser Detailkenntnis über Messeprozesse brillierte. Auch seine Thesen im Referat «Markenführung im Messewesen: Warum nicht jede Messe eine OMR sein sollte» gab Denkwürdiges und Praktikables. Brand Trust aus Nürnberg haben bereits zahlreiche Messemarken strategisch positioniert.

 


In der abschließenden Pressekonferenz betonten Sabine Tichy-Treimel (Mitte, Österreich), Roman Imgrüth (rechts, Schweiz) und Henning Könicke (links, Deutschland), dass sich die DACH- Messefachtagung offensichtlich bereits mit ihrer zweiten Durchführung als Fixpunkt etabliert habe. Auch der Mehrwert des grenzüberschreitenden Austauschs wurde von allen betont.

 

Sabine Tichy-Treimel schloss mit einem euphorischen Statement zum Veranstalter Messe Dornbirn: «Wir haben unser Bestes gegeben und es hat glaube ich geklappt. Und: «Es waren sehr viele jüngere KollegInnen auf der Fachtagung. Sie ist auch sehr weiblich geworden. Da hat sich etwas bei den Generationen geändert.»

 

Henning Könicke zeigte sich bezüglich der Selbstwahrnehmung der Messewirtschaft als Leuchtturm der Resilienz selbstkritisch und rief die Messewelt dazu auf, in ihrem Bemühen um Flexibilität, Kunden-zentrierung und Serviceorientierung nicht nachzulassen, um für zukünftige Herausforderungen gerüstet zu sein. Auch Henning Könicke sprach vom «besten Programm, das wir je hatten.»

 

Roman Imgrüth ergänzte, dass sich eine substanzielle Erholung der Branche fortsetze, diese aber vorerst noch keine Pause in den Transformationsbemü- hungen erlaube.

 

Tatsächlich freut man sich stets auf die Fachtagung oder wie in diesem Monat der Fussball-Europameisterschaft man fiebert ihr schon fast entgegen.

 

Die nächste Fachtagung findet statt vom 25. bis 26. November 2024 im brandneuen Eventzentrum «Confex» (Konferenz & Exhibition) in der KoelnMesse statt.



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