500 Jahre nach der Reformation im Jahr 1524 wird diese neu diskutiert und ihr mit einer künstlerischen Installation, dem Katharinen-Turm, ein Wahrzeichen verliehen. So geht temporäre Architektur.
von Urs Seiler || 23. Oktober 2024
Wenn Zürich ein neues temporäres Wahrzeichen braucht, denkt man zuerst an NÜSSLI. Das bestätigt die Co-Präsidentin des Vereins Katharinen-Turm, Lucia Pennati. Zürich und NÜSSLI: Yes, we can.
Erinnerung an die Reformation
Das Fraumünster hatte ursprünglich zwei Türme, wie das gegenüberliegende Grossmünster. Im 18. Jahrhundert wurde der Südturm abgebrochen. Als Erinnerung an die Reformation und an die Übergabe der Fraumünster-Abtei an Kanton und Stadt Zürich im Jahr 1524 soll der fehlende Turm wieder sichtbar gemacht werden. Katharina von Zimmern war 29 Jahre lang Äbtissin des Fraumünsters. Jetzt wird ihr und der Reformation von 1524 ein architektonisches Zeichen gesetzt.
500 namhafte Frauen
Eine der künstlerischen Ideen bestand darin, das 500-Jahr-Jubiläum mit 500 Namen von Frauen zu würdigen, die einen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder politischen Beitrag zur Stadt Zürich geleistet haben, darunter die heutige Stadtpräsidentin Corine Mauch. Der 40 Meter hohe Turm soll an die Rolle der Frauen im Mittelalter bis heute erinnern. Sein Kleid besteht aus grünen Stoffbändern von 1000 Metern Länge, auf denen die Namen der 500 Frauen gedruckt sind.
Bauliche Meisterleistung
Der Katharinen-Turm ist eine 40 Meter hohe Kunstinstallation und bauliche Meisterleistung: die Bauteile wurden vor Ort mittels eines Krans in lediglich vier Stunden zusammengefügt. Der Turm wiegt «nur» 20 Tonnen, wie NÜSSLI-Projektleiter David Frei erklärte.
Der Katharinen-Turm besteht aus wiederverwendbarem Material: Fünf 7 Meter hohe zylindrische Segmente aus Gittermastelemenen bilden die Turmkonstruktion. Das Fundament besteht aus RE-USE Stahlträgern, welche als provisorische Konstruktion bei einer Bodensanierung eingesetzt wurden und hier eine neue Verwendung gefunden haben.
David Frei (Bild, links mit NÜSSLI CEO Andy Böckli, rechts) dazu: «Wir haben den Turm in Hüttwilen zunächst aufgebaut und die Stoffbänder getestet. Ein wunderbares Projekt, welches viel Sorgfalt und Detail-Versessenheit erforderte.»
Für den Turmbereich arbeitete NÜSSLI mit einer bewährten Gittermaststruktur, welche sich schon in der Vergangenheit bewährt und damit ein finanziell attraktive Lösung geschaffen hat. Diese werden jeweils am Boden vormontiert, mit Bändern und Technik bestückt und mit einem Mobilkran vor Ort aufeinandergesetzt.
Bei den Gittermastelementen handelt es sich um Standardprodukte aus der Bauindustrie, die nach der Demontage für andere Installationen wiederverwendet werden.
Die Bänder, die das Kleid des Turms bilden, sind 30 cm hoch und ca. 25 m lang und werden nach der Demontage ebenfalls einer neuen Nutzung zugeführt.
Eine auf die Bedürfnisse der Stadt abgestimmte Beleuchtung beleuchtet den Katharinen-Turm wie eine Laterne. Der Katharinenturm steht noch bis im Dezember 2024. Die eräuternde Ausstellung im Sockelbau ist frei zugänglich.
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