«Wir raten den Teilnehmern, sich bereits jetzt anzumelden und sich einzuleben, auf Kontaktsuche zu gehen oder Termine zu vereinbaren.» Der Schweizer David Ruetz, Exhibition Director ITB Berlin, der weltgrößten Reisemesse mit 2100 Ausstellern, sagt weshalb die ITB Berlin Now 2021 im digitalen Format das Original, keine Ersatzlösung ist. English below.
by David Ruetz | 22. Februar 2021
Grüezi Herr Ruetz, was beschäftigt Sie beruflich zurzeit am meisten und lässt Sie nicht schlafen?
Ich schlafe tatsächlich recht gut – wenngleich wir natürlich in Zeiten leben, die mich prinzipiell nicht kalt lassen. Der große Sprung, den die Welt in puncto Digitalisierung gerade macht, der gefällt mir zum Beispiel und ich bin froh, dass er, wenn auch primär pandemiebedingt, dieses Jahr maßgeblich in unsere Veranstaltung einfließt.
Am 9. März startet die Onlineversion der ITB Berlin, die ITB Berlin NOW. Mit welchen Zielsetzungen von Ihnen in Bezug auf die Zahl an Einkäufern und Anbietern, in Bezug auf Onlineviewer-Zahlen, in Bezug auf Wertschöpfung?
Was die Aussteller angeht, sind wir sehr zufrieden. Wir begrüßen - Stand Mitte Februar 2021 - rund 2.100 Aussteller aus 120 Ländern. Die Fachbesucherzahlen sind derzeit noch etwas schwer abzuschätzen. Da unsere Besucher, anders als in den Vorjahren, keine Reise planen müssen, gehen wir davon aus, dass Ticketbuchungen wesentlich kurzfristiger erfolgen. Recht deutlich ist das Feedback der Einkäufer. Für unseren jährlichen Buyers‘ Circle, einen exklusiven Zirkel von 1.000 Top-Einkäufern, haben sich schon mehr als 700 Bewerber gemeldet. Das ist eine ähnlich gute Resonanz wie in den letzten Jahren. Ich bin sicher, dass auch im Rahmen der digitalen ITB Berlin ein maßgebliches Volumen von Geschäftsabschlüssen getätigt wird. Immateriell möchten wir für die Reise- und Tourismusbranche – wie sie es von uns kennt – der wichtigste Think Tank sein: Eine Plattform, die auch oder gerade in diesen Zeiten wertvolle Orientierung für alle Beteiligten liefert. Bei uns soll die B2B-Reisewelt auch im Zeitalter von Corona zusammenkommen können.
«Die Vision für die kommenden Jahre ist sicherlich ein hybrides Messe-Modell.»
Betrachten Sie die ITB Berlin NOW als coronabedingte Ausweichlösung – oder als Teil eines künftigen Messemodells. Was ist geplant, was ist die Vision?
Das digitale Format kann die analoge Messe mit all ihren persönlichen Kontakten nicht ersetzen. Dennoch haben wir hier mit den Brand Cards, den Ausstellerprofilen, unserem Show Floor, den zahlreichen Themen-Cafés sowie dem parallel stattfindenden ITB Berlin NOW Kongress etwas sehr Spannendes und Innovatives auf die Beine gestellt. Die Vision für die kommenden Jahre ist sicherlich ein hybrides Messe-Modell, in dem wir die essentiellen Elemente von analog und digital nutzen und künftig kombinieren. Das Gute an dieser Lösung ist: Alle Zielgruppen erhalten so auf die beste Weise, die Chance, am Messe-und Kongresserlebnis teilzuhaben – und zwar komplett unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort. Die Möglichkeiten dafür sind umso vielfältiger, wenn wir die geschäftlichen und persönlichen Begegnungen online ergänzen, indem wir sie inhaltlich wie zeitlich ausbauen. So bemühen wir uns weiterhin allen Ansprüchen gerecht zu werden.
Welche Rolle spielt die ITB Berlin NOW in Bezug auf Wertschöpfung? Ist sie als Zusatzgeschäft geplant mit welchem prozentualen Anteil am Umsatz oder als Investition in die reale Messe?
ITB Berlin NOW ist die diesjährige Version der weltweit führenden Reisemesse – also kein Zusatzgeschäft, sondern die Messe per se. Ich würde lügen, wenn ich sage, mit ihr lassen sich die gleichen Gewinne erzielen. Gleichzeitig ist die Kostenstruktur aber natürlich eine völlig andere – daher relativieren sich Einnahmen und Kosten. Es ist momentan noch zu früh, Bilanz zu ziehen, aber gemessen an den Voraussetzungen des zweiten Corona-Jahres, sind wir mit dem Status bisher sehr zufrieden.
«Hybride Messeplanung bedeutet für uns, die essentiellen Bausteine
einer realen und digitalen Branchenveranstaltung miteinander zu verbinden.»
Welches neue Know How ist notwendig für eine digitale, respektive hybride, Messe?
Unser gesamtes Team hat sich fachlich enorm weiterentwickelt und sich auf die neuen Gegebenheiten eingestellt. Wir stemmen also viel mit unserem bestehenden Team. Natürlich holen wir uns aber gerade im IT-Bereich auch extern Expertise an Bord. Mit Corussoft setzen wir auf einen starken Partner mit bewährter Plattformtechnologie. Gehostet wird die Plattform auf einem stabilen AWS Amazon Server. Das ITB Berlin NOW Team hat in den jüngsten Monaten eine beachtliche Expertise aufgebaut. Dabei geholfen hat uns unter anderem das We Love Travel!-Event im Oktober, das wir bereits digital durchgeführt haben.
Fachleute gehen einerseits davon aus, dass in Zukunft eine von drei Messen verschwinden wird, anderseits, dass der Nachholbedarf an persönlichen Meetings jeden Tag steigt. Der Frankfurter Messechef Wolfgang Marzin hat das so ausgedrückt: «Seit in China wieder Messen möglich sind, interessiert sich überhaupt niemand mehr für Digitalität.» Was ist Ihre Position?
Der direkte menschliche Kontakt lässt sich durch digitale Begegnung natürlich ergänzen, aber niemals ersetzen. Natürlich wird es künftig nicht mehr für jedes Meeting nötig sein, ins Flugzeug ans andere Ende der Welt zu fliegen. Dennoch wird der physische Kontakt gerade in einem People’s Business wie unserem ganz wichtig bleiben – insbesondere im Hinblick auf unsere interkontinentale Zielgruppe. Ich wünsche mir zukünftig eine intelligente Mischform bei Events dieser Art. Für uns hieße das konkret: Eine physische Live-Veranstaltung vor Ort mit einer zusätzlichen zeitlich erweiterten Online-Veranstaltung. Hybride Messeplanung bedeutet für uns, die essentiellen Bausteine einer realen und digitalen Branchenveranstaltung auf optimale Weise miteinander zu verbinden.
«Das Thema Aufmerksamkeitsspanne ist gerade im Hinblick
auf den ITB Berlin Kongress nicht zu vernachlässigen.»
Eine Onlineveranstaltung von vier Tagen stellt hohe Anforderungen an den Organisator, die ITB Berlin NOW, dann aber auch an die Aufmerksamkeitsspanne der UserInnen, die kaum vier Tage dran bleiben, wie vielleicht auf einer realen Messe. Wie genau stellen Sie sich die Teilnahme der weltweiten UserInnen vor?
Das Thema Aufmerksamkeitsspanne ist gerade im Hinblick auf den ITB Berlin Kongress in der Tat nicht zu vernachlässigen. Daher haben wir viele Programmpunkte zeitlich gestrafft. Unsere Plattform ist sehr nutzerfreundlich aufbereitet, sowohl in den Programmpunkten als auch im Design. Wir raten den Teilnehmern jedoch, sich bereits jetzt auf der Plattform anzumelden und sich einzuleben, auf Kontaktsuche zu gehen oder Termine zu vereinbaren. Wer erst am 9. März auf der Plattform loslegen möchte, wird womöglich ins Schleudern geraten. User sollten sich daher auch unser Soft-Opening am 08. März merken– ein bisschen Luft für Spontaneität sollte aber ebenfalls noch bleiben.
Bitte beenden Sie den folgenden Satz: «Im 2022 wird die ITB Berlin ...
… das Messe-Erlebnis auf ein neues Level heben, indem wir die Learnings der diesjährigen digitalen Veranstaltung mit den jahrelangen Erfahrungen der Jahre zuvor miteinander verbinden. Dazu zählt unter anderem ein neues hybrides Format, das noch mehr von der User Experience her gedacht ist. Jedoch der Charakter der ITB Berlin als internationaler Marktplatz und Think Tank auf der einen Seite sowie ihre Bedeutung als Networking-Plattform, Newsquelle und Katalysator für Business-Netzwerke auf der anderen wird bleiben.
-------- English --------
ITB Berlin Now: The Real Thing
The digital ITB Berlin Now 2021 is the real thing with sophisticated digital match making-, buyer- and con-vention platforms. The hybrid format is here to stay, but in 2022 the face:to:face-experience will be raised to a higher level again.
by David Ruetz | 22 February 2021
Hi David Ruetz, what’s your biggest concern at the moment and doesn’t let you sleep?
I actually sleep quite well - although of course we live in times that, in principle, do not leave me cold. But I like the great leap the world is making in terms of digitalisation, and I am glad that it is playing a significant role in our event this year, even if it is primarily pandemic-related.
On 9 March the online version of ITB Berlin, ITB Berlin NOW, will be launched. What are your objectives as regards the number of buyers and suppliers, in terms of online viewer numbers, in terms of added value?
As far as exhibitors are concerned, we are very satisfied. We welcome - as of mid-February 2021 - around 2,100 exhibitors from 120 countries. The trade visitor numbers are still a little difficult to estimate at the moment. Since, unlike in previous years, our visitors do not have to plan a trip, we assume that ticket bookings will be made at much shorter notice. The feedback from buyers is quite clear. More than 700 applicants have already registered for our annual Buyers' Circle, an exclusive circle of 1,000 top buyers. This is a similarly good response as in the past years. I am absolutely certain that a significant volume of business will also be concluded at the digital ITB Berlin. We would like to remain the most important think tank for the travel and tourism industry - as our stakeholders are used to: a platform that provides valuable orientation for all involved, even or especially in these times. With us, the B2B travel world will be able to come together even in the age of Corona.
«The vision for the coming years is certainly a hybrid trade fair model.»
Do you consider ITB Berlin NOW as a corona-related substitute or as part of a future trade show model. What is the vision?
The digital format cannot replace the analogue trade show with all its personal contacts. Nevertheless, with the brand cards, the exhibitor profiles, our show floor, the numerous themed cafés and the ITB Berlin NOW Convention taking place in parallel, we have created something very exciting and innovative. The vision for the coming years is certainly a hybrid trade show model in which we use the essential elements of analogue and digital and combine them in the future. The good thing about this solution is that it gives all target groups the chance to participate in the trade fair and congress experience in the best possible way - completely independent of where they are. The possibilities for this are all the more varied if we supplement the business and personal encounters online by expanding them in terms of content and time. In this way, we continue to strive to meet all demands.
What role does ITB Berlin NOW play in terms of value creation? Is it planned as an additional business with what percentage of turnover or only as an investment in the real trade show?
ITB Berlin NOW is this year's version of the world's leading travel trade show - so it's not an add-on business, but the real thing. I would be lying if I said the same profits can be made with it. At the same time, however, the cost structure is of course completely different - so income and costs come into perspective. It is too early to draw a conclusion, but taking into account we live in the second Corona year, we are very satisfied with the status so far.
What new know-how is necessary for a digital or hybrid trade fair?
Our entire team has developed enormously and has adapted to the new circumstances. We can handle a lot with our existing team. Of course, we also bring external expertise on board, especially in the IT area. With Corussoft, we rely on a strong partner with proven platform technology. The platform is hosted on a stable AWS Amazon server. The ITB Berlin NOW team has built up considerable expertise in recent months. Among other things, the We Love Travel! event in October, which we have already carried out digitally, helped us in this.
Experts predict on the one hand that one out of three trade fairs will disappear in the future, on the other hand that the demand for face-to-face meetings is increasing every day. Wolfgang Marzin, the head of the Frankfurt trade fair, put it this way: «Since trade fairs are possible again in China, nobody is interested in digitality at all.» What is your position?
The direct human interaction can of course be supplemented by digital encounters, but never replaced. Of course, it will no longer be necessary to fly to the other side of the world for every meeting. Nevertheless, physical contact will remain very important in a people's business like ours - especially with regard to our intercontinental target group. In the future, I would like to see an intelligent mix of events of this kind. For us, this would mean a physical live event on site with an additional online event with an extended time frame. For us, hybrid trade fair planning means combining the essential steps of a real and digital industry event in an optimal way.
«The topic of attention span is not to be neglected,
especially as regards the ITB Berlin Convention.»
An online event lasting four days is a big challenge to the organiser, ITB Berlin NOW, but then also on the attention span of the users, who hardly stay tuned for four days as they might at a real trade show. How exactly do you envisage the participation of the worldwide users?
The attention span of the users is indeed not to be neglected, especially with regard to the ITB Berlin Convention. That is why we have tightened up the timing of many programme items. Our platform is very user-friendly, both in terms of the programme items and the design. However, we advise participants to already register on the platform and settle in, go looking for contacts or make appointments. Those who only want to get started on the platform on 9 March may find it difficult to adjust. Users should therefore also keep in mind our soft opening on 8 March - but there should still be a little room for spontaneity.
Please finish the following sentence: «In 2022 ITB Berlin will ...
... lift the trade fair experience to a new level by combining the learnings from this year's digital event with years of experience from previous years. This includes, among other things, a new hybrid format that is even more user experience-oriented. However, the character of ITB Berlin as an international marketplace and think tank on the one hand and its importance as a networking platform, news source and catalyst for business networks on the other hand will remain.
Interview: Urs Seiler
Translated from German with www.DeepL.com.
Comments