Die MCH Group hat im 2020 erwartungsgemäß einen Verlust erlitten. Der wichtige Umsatzträger Swissbau vom Januar 2022 findet dem Vernehmen nach in bisheriger Größe statt. Und die Live Marketing Solutions wird nicht verkauft.
by Urs Seiler | 25. März 2021
Internationalisierung ist nötig für das lokale Geschäft
Das Jahr 2021 wird gemäß dem neuen CEO Beat Zwahlen (Bild) ein weiteres schwieriges Jahr werden, «hoffentlich ein Übergangsjahr», wie er an der Onlinepressekonferenz vom 25. März 2021 sagte. «Angestrebt wird ein Breakeven im 2022. Danach wollen wir wieder anknüpfen an unsere Strategie, Wachstum zu erzeugen. An der Strategie wird sich nichts ändern, wir halten fest an der Internationalisierung» sagte er.
Was das heißt: Die Live Marketing Solutions (siehe unten) wird behalten und die Art Basel soll gestärkt werden. Gleichzeitig baut man aber auch auf das Kerngeschäft «Messe» innerhalb der Schweiz und hier sieht es offenbar für die Swissbau vom Januar 2022 gut aus.
Live Marketing Solutions bleibt bei MCH Group
Im Zeichen der dramatischen Rückläufigkeit der gesamten MCH Group, wurde vom amtierenden Verwaltungsratspräsidenten, schon vor der Pandemie, wiederholt die Option des Verkaufs der sogenannten Live Marketing Solutions-Abteilung der MCH Group diskutiert. Da sie, wiederum pandemiebedingt, mit 103.5 Millionen Franken den weitaus größten Teil zum noch verbliebenen Umsatz der MCH Group beitrug (2020: 188 Millionen Franken) beitrug, ist dieses Thema jetzt definitiv vom Tisch, wie Beat Zwahlen bestätigte: «Die Veräußerung der LMS ist keine Option mehr.» Und Verwaltungsratspräsident Dr. Ulrich Vischer ergänzte: «Wir wollen unsere Gruppe so zusammen halten.»
Die Live Marketing Solutions ist das bauliche Geschäft der MCH Group mit dem Messebauunternehmen Expomobilia und vor allem dem integralen Dienstleister für Messebau und zunehmend auch für digitale Leistungen MC2 in den USA. Nach den Worten von Beat Zwahlen ist das Geschäftsfeld von MC2 in den USA trotz Pandemie relativ gut gelaufen, weil erstens immer mehr Firmenkunden dazukämen (jenseits von Messen) und MC2 auch digitale Leistungen anbiete. Das selbe – hybride – Leistungsangebot soll in Zukunft auch Expomobilia leisten.
Wie wichtig für die MCH Gruppe das internationale Geschäft ist, sagte VR-Präsident Dr. Ulrich Vischer: «Die Internationalisierung unserer Geschäftstätigkeit ist notwendig, um das Heimgeschäft aufrecht zu halten.»
Bekenntnis zu den Standorten Basel und Zürich
In diesem Zusammenhang war es interessant und wichtig zu hören, dass auch das Heimgeschäft post-Covid weiter entwickelt werden soll. Dr. Ulrich Vischer sagte dazu: «Der neue Aktionär Lupa Systems (Anmerkung: unter James Murdoch) hat sich bereit erklärt, dass er sich zu den Standorten Basel und Zürich bekennt.» Im Klartext: Die Art Basel wird auf absehbare Zeit in Basel (neben den Standorten in Hong Kong und Miami Beach) bleiben.
Das ist gut so. Denn wie an der Pressekonferenz vom 25. März 2021 einmal mehr deutlich wird, trägt das sogenannte digitale Geschäft, besser beschrieben als «Onlinegeschäft», nichts zum Unternehmensgewinn bei, im Gegenteil. Entsprechend wurde – endlich – von der MCH Group bestätigt, dass die als sogenannte «Community-Plattform» gestartete HourUniverse weder im April 2021 wie vorgesehen, noch im Herbst 2021, sondern frühestens im 2022 live stattfinden wird. Beat Zwahlen sagte dazu: «Das große Ziel ist, den ersten Event im 2022 durchzuführen.»
Die MCH Group hat im Geschäftsjahr 2020 einen Betriebsertrag von CHF 188.0 Mio. erzielt. Dieser liegt CHF 257.2 Mio. beziehungsweise beinahe 60 % unter dem Vorjahr. Das betriebliche Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) beträgt CHF -45.1 Mio. (im Vorjahr CHF 22.1 Mio.), das betriebliche Ergebnis (EBIT) CHF -66.1 Mio. (im Vorjahr CHF -2.7 Mio.). Der Jahresverlust beläuft sich auf CHF -72.2 Mio. (im Vorjahr CHF -9.9 Mio.). Im 2021 soll eine «deutliche Ergebnisverbesserung» erreicht werden (CEO Beat Zwahlen).
Schweiz: Swissbau in gewohnter Größe?
Im Moment wird bei der MCH Group damit gerechnet, dass sich die Rahmenbedingungen erst im zweiten Semester 2021 verbessern und für 2022 normalisieren werden. Die MCH Group muss deshalb für das Geschäftsjahr 2021 nochmals mit einem substanziellen Verlust rechnen, der allerdings deutlich kleiner als im 2020 sein wird.
Der hier und dort gehörten Mutmaßung, ob die noch verbliebene Flaggschiffmesse Swissbau viel kleiner als früher und nur noch in Halle 1 stattfinden wird, erteilte der neue CEO Beat Zwahlen eine klare Absage: «Nein, wir gehen nicht davon aus, dass die Swissbau entscheidend kleiner wird.»
Das betriebliche Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) beträgt CHF -45.1 Mio. (im Vorjahr CHF 22.1 Mio.), das betriebliche Ergebnis (EBIT) CHF -66.1 Mio. (im Vorjahr CHF -2.7 Mio.). Der Jahresverlust beläuft sich auf CHF -72.2 Mio. (im Vorjahr CHF -9.9 Mio.).
MCH Group mit einem neuen (existierenden) CEO
A propos CEO: Erst auf das Nachfragen von Journalisten erklärte der bis im April amtierende Verwaltungsratspräsident Dr. Ulrich Vischer, dass mit dem CEO ad interim Beat Zwahlen, der nach dem Abgang von Bernd Stadlwieser im Januar 2021 das Amt vorübergehend übernahm, jetzt eine definitive Lösung angestrebt wird. Aber darüber wird der neue Verwaltungsrat zu entscheiden haben.
Immerhin ist mit Michael Hüsler bereits ein neuer Finanzchef im Amt bei der MCH Group.
Beat Zwahlen macht in der Öffentlichkeit, aber auch wie zu hören ist, in Basel selber, nicht zuletzt beim Personal, einen exzellenten Eindruck. Es ist davon auszugehen, dass er vom neuen Verwaltungsrat definitiv bestätigt wird und zu hoffen, dass damit die Ära von McKinsey-Einflüssen, auch auf dieser Stufe, abgeschlossen ist.
Das Aktionariat setzt sich neu zusammen aus: Lupa Systems LLC mit 32.32 Prozent der Aktienanteile, der öffentlichen Hand (Kantone Basel-Stadt, Zürich und Stadt Zürich), Einzelaktionären mit 34.34 Prozent und dem privaten Großaktionär LLB Swiss Investment AG mit 4.75 Prozent.
An der Generalversammlung vom 28. April 2021 werden Andrea Zappia (Präsident), Marco Gadola (Vizepräsident), Christoph Brutschin (Delegierter Kanton Basel Stadt), Markus Breitenmoser (LLB Vertreter), Balz Hösly (Delegierter Stadt und Kanton Zürich), Dagmar Kamber-Borens (Delegierte Kanton Basel Stadt), Eleni Lionaki (Lupa Systems), James R. Murdoch (Lupa Systems) und Jeffrey Palker (Lupa Systems) als reduzierter Verwaltungsrat vorgeschlagen.
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