Das ist das Letzte, was die MCH Group in der Krise braucht: den negativen Entscheid der Finma über einen Erwerb eines beträchtlichen Aktienteils durch James Murdoch. Murdoch selber wird das wohl kalt lassen.
by Urs Seiler | 17. Oktober 2020
Die Finma argumentiert, «dass die von der außerordentlichen Generalversammlung vom 3. August 2020 beschlossenen Opting-Out-Klausel für Lupa Systems aus übernahme-rechtlicher Sicht ungültig ist, weil die Stimmenenthaltungen als Nein-Stimmen gewertet werden müssen».
Das ist die Interpretation des Aktionärsverhaltens durch die eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma und es ist zu erwarten, dass die MCH Group dagegen vorgehen wird. Sie widerspricht offenbar den Statuten der MCH Group, wie diese im August 2020 in einem Communiqué schrieb.
Die Aktionäre der MCH Group hätten größere Chancen, dass der Wert ihrer Papiere überhaupt wieder einmal steigt, wenn Murdoch einsteigt. Erstens, weil der Aktienkurs positiv darauf reagiert hatte, als man die Absicht der Lupa Systems im Frühling 2020 verkündete. Dann aber auch, weil die MCH Group dringend strategische Impulse von außen benötigt. James Murdoch könnte solche mitbringen.
Unser Kolumnist Jochen Witt sagte am 6. Oktober 2020, die Öffnung für Murdochs Lupa Systems sei ein schwerer Fehler, weil auch Murdoch die Frage, wie Neugeschäft an den MCH Standorten generiert werden soll, nicht beantworten könne.
Das mag richtig sein, das mag falsch sein. Tatsache ist: der Zug für Neugeschäft im Kernbusiness von Messen (der Kongressbereich verhält sich positiver) ist schon lange abgefahren. Das Messegeschäft befindet sich weltweit in einem solchen Niedergang, der es als sehr unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass sich je wieder die Umsatzzahlen früherer Jahre erreichen lassen. Das allerdings kann niemand der MCH Group anlasten, man schaue diesbezüglich nur über unsere nördlichen Landesgrenzen ins frühere Messe-Musterland Deutschland.
Schließlich hat Covid-19 großen Teilen der weltweiten Messewirtschaft ihr Kerngeschäft verunmöglicht und ihren Niedergang wenn nicht verursacht, dann doch beschleunigt.
Welche Chancen lässt der Finma-Entscheid jetzt der MCH Group und ihren Aktionären? Die MCH Group sagt: «Der Verwaltungsrat arbeitet weiterhin intensiv mit allen Stakeholdern an Lösungen, um die notwendigen Kapitalmassnahmen so bald als möglich durchführen zu können.»
Ein Szenario ist, dass sich James Murdoch vom geplanten Aktienkauf zurückzieht. Das würde niemanden überraschen, aber die MCH Group in einer unerwünschten Situation zurück lassen. Sie müsste auf anderen Wegen dringend benötigte Mittel auftreiben, um die Weiterführung des Geschäfts und die Sicherung von Arbeitsplätzen für 2021 gewährleisten zu können. Gemäss Aussagen der MCH Group vom Frühjahr 2020 sind andere Investoren als James Murdoch vorhanden. Nur würde die jetzige Situation und die Zeit, die gegen die MCH Group arbeitet, ihnen unnötig in die Hände spielen.
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