Rechtzeitig vor der Abstimmung zum Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien kamen vom 4. bis 6. Juni 2024 die Powertage in der Messe Zürich. Wenn man bedenkt, wie massgebend die Energiewende für künftige Generationen ist: wenn es die Powertage nicht gäbe, man müsste sie erfinden.
von Urs Seiler || 10. Juni 2024
Über 2000 Fachbesucherinnen und Fachbesucher und 150 ausstellende Unternehmen nutzten die Powertage in der Messe Zürich, um aktuelle wirtschaftliche Themen zu diskutieren und innovative Lösungen für eine nachhaltige Energiezukunft zu präsentieren.
Energiewende jetzt: mit Wissensmanagement und Erfahrungsaustausch
Wir wissen nicht, was an den Powertagen wichtiger ist: Die Vorbereitung auf die Energiewende oder Aussteller, die durchwegs Einblicke in höchst innovative Gewinnung von erneuerbarer Energie gaben.
«Die Powertage haben auch dieses Jahr eindrucksvoll bewiesen, dass sie der zentrale Treffpunkt für die Schweizer Stromwirtschaft sind. Mit einer Kombination aus einer innovativen Ausstellung, hochkarätigen Fachvorträgen und intensiven NetworkingMöglichkeiten ist sie die ideale Plattform, um gemeinsam die Zukunft der Energiebranche zu gestalten», sagt Corinne Thirion (Bild), Brand Director der Powertage. «Die positive Resonanz, der über 2000 Fachbesucherinnen und Fachbesucher bestätigt den Erfolg der Veranstaltung und bestärkt uns, das Veranstaltungskonzept in diese Richtung fortzusetzen und weiterzuentwickeln».
Mit einer inspirierenden Keynote eröffnete Rudolf Meier (Präsident CIGRE CH, Geschäftsführer EnerTrans) das Fachforum unter dem Patronat von Electrosuisse. Er betonte, wie entscheidend das Wissensmanagement und der aktive Erfahrungsaustausch für die Energiewende sind.
Darauf folgten drei spannende Vorträge zu den wichtigsten Trends. Steffen Lamparter (Siemens AG) erläuterte die Potenziale und Risiken heutiger KITechnologien. Roger Wirth (Swissgrid) betonte die Dringlichkeit neuer Ansätze in der Cyber Security, um der zunehmenden Digitalisierung gerecht zu werden.
Michael Frank, Direktor VSE sagte in seinem Keynote am Podium «Sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien:: «Die Häuser müssen intelligent werden. Wenn nur die Netze intelligent sind, nützt uns das gar nichts».
Die Powertage lieferten Antworten auf Fragen zur Energiewende und rechtzeitig vor der Abstimmung vom 8./9. Juni 2024 zum Stromgesetz. Zum Beispiel: Das Stromgesetz macht die Schweiz unabhängig von einer vormals im Energiegesetz 2050 geplanten Abhängigkeit vom Ausland. Solches waren Kernthemen der Energiewende.
Mehr als Messe: politischer, technologischer und philosophischer Diskurs auf den Powertagen
Trotz dem von den Schweizer Stimmberechtigten mit 68,7 Prozent (!) angenommenen neuen Gesetz für erneuerbare Stromproduktion ist die Energiewende mit dem Ziel der fossilfreien Energieproduktion in der Schweiz noch weit entfernt.
Keine Überraschung deshalb, dass die Stromproduktion kurz vor der Abstimmung großes Thema auf den Powertagen war und auch unbequeme Diskussionsthemen wie die Reduzierung des Energiekonsums.
Dass und warum dafür ein neues Denken (transformatives Denken) notwendig ist, verdeutlichte Prof Jörg Metelmann, Kulturwissenschafter und Titularprofessor an der Universität St. Gallen in seinem Referat «The Power of Imagineering». An Messefachtagungen wird permanent der Ruf laut, an Fachforen über die reine Fachlichkeit hinauszublicken. Das tat unter anderem Prof. Jörg Metelmann.
Wenn der private Energiekonsum an zweiter Stelle in der Verbrauchstabelle, vor (!) dem Verbrauch in der Industrie steht, wird deutlich, wie wichtig das Engagement des individuellen Konsumentenhaushalts ist. Folgerichtig denn Prof. Metelmanns Pladoyer: «Kulturelle Leadership bedeutet, dass wir mehr Akteure brauchen, die am kulturellen Wandel (Anmerkung: des Denkens) arbeiten.» Prof. Metelmann gab auch zu Denken in seinem Hinweis auf ein brandneues Resultat einer Studie, dass wir in der Bewältigung des vom Ozonlochs gerade rechts überholt werden, weil unser Denken in Klimazielen gegenüber dem tatsächlichen Schaden an der Umwelt zu langsam ist.
Solches waren verdienstvolle Themen jenseits von Technologiefragen am Fachforum des dritten Messetags und in der Podiumsdiskussion «Transformation des Energiesystems - Wie gelingt es, den Wandel gemeinsam zu gestalten?» mit von links Alexander Keberle, Geschäftsleitungsmitglied economiesuisse, Franziska Barmettler, Kantonsrätin und (noch) Leiterin Nachhaltigkeit IKEA Schweiz, bevor sie zu Digital Switzerland wechselt, Alena Weibel, Head of Corporate Communication beim Stromlieferanten AXPO Holding AG und Jörg Metelmann. Die Diskussion leistete den berühmten Blick über den eigenen Zaun hinaus, was an Messefachtagungen im In- und Ausland immer wieder gefordert wird und gut ankommt. Die Powertage leisteten auch das.
Die Powertage 2024 haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie mehr als nur eine Messe sind – sie sind Treffpunkt für alle, die die Zukunft der Energiebranche aktiv mitgestalten wollen.
Denn in welchem anderen Land der Welt wird ein so breit aufgestellter Diskurs von Produzenten, Politik, Wirtschaft und der Bevölkerung/Konsumenten zu Themen wie der Energiewende geführt?
Aber wo befindet sich die schweizerische Klimapolitik in zwei Jahren? Thema für die Powertage 2026. Sie finden statt vom 16. bis 18. Juni 2026.
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