Wegen der COVID-Pandemie ist Österreichs führendem Messestandbauunternehmen STANDout das Geschäft komplett weggebrochen. Wie der Full-Service-Dienstleister die Krise meistert und sich nun komplett neu erfindet.
by Mag. Paul Hammer, Reed Exhibitions Österreich | 15. Oktober 2020
«Dieser Virus verursacht eine
Innovationskur im Turbomodus.»
Bernhard Brandl ist Geschäftsführer bei STANDout. Als er kam, war von der Coronakrise noch keine Spur. Seine Aufgabe damals: Das Unternehmen kontinuierlich ins digitale Zeitalter zu führen. Der Lockdown und die anhaltende Pandemie warfen den Zeitplan gehörig durcheinander, Vollgas war angesagt.
Jahrzehntelang war der Full-Service-Dienstleister für Messen, Kongresse und Events das leistungsstarke Rückgrat im Unternehmensverbund von Messeveranstalter Reed Exhibitions Österreich. Das Messestandbauunternehmen mit Niederlassungen in Wien und Wels zählte zu den Top-15 in Europa. Und dann kam Covid-19 - und mit dem Virus das Ende des gewohnten Geschäfts. Auch für Co-Geschäftsführer Gerald Klaushofer (links im Bild) galt es, rasch zu handeln. «Andere Wege zu finden, neue Geschäftsfelder zu erobern», so Klaushofer. Die Krise ist noch nicht vorbei, aber die beiden Geschäftsführer sind mit STANDout wieder auf Schiene. Ihre neuen Treiber lauten Digitalisierung und Innovation. Gerald Klaushofer verfolgt gemeinsam mit Bernhard Brandl einen Plan, um die Krise zu bewältigen. «Flexibilität ist unsere neue Normalität. Es gilt, neue Geschäftsfelder zu erobern.»
Turbogang neue Produkte am Markt
«Chancen erkennen und sofort zuschlagen» ist ein Dogma aus Brandls industrieller Vergangenheit, das bis heute Bestand hat und STANDout in der Krise sofort reagieren ließ. Um Mitarbeitern wieder das Arbeiten in ihrer gewohnten Büroumgebung zu ermöglichen, haben die Salzburger binnen kürzester Zeit eine eigene Produktserie – die Safeguard Range - entwickelt. Ein umfassendes Angebot an COVID-19-Schutzmaßnahmen und Sicherheitseinrichtungen für Betriebe, Veranstalter, Veranstaltungsorte und öffentliche Einrichtungen, die dabei helfen die Sicherheit ihrer Kunden und Mitarbeiter zu gewährleisten. Von transparenten, flexiblen Trennelementen über individuell gestaltbaren Desinfektionsständern, Beschilderungen, Sicherheitskonzepten bis hin zu grafischen Leitsystemen. Im Einsatz sind die neuen Produkte in der großen wie auch kleineren Anwendung. Von der Mega-Aufnahmeprüfung der MedUni Wien bis hin zur Arztpraxis.
Ein Messestand zum Teilen
Ein anderes Konzept, das auch Fahrt aufgenommen hat, ist der «Shared Messestand.» «Ein Standkonzept auf Pop-up-Basis quasi», erklärt Gerald Klaushofer. Doch wie lässt sich ein Messestand teilen? Gerade bei mehrtägigen Kongressen gibt es Themenschwerpunkte an unterschiedlichen Tagen. «Dem Aussteller soll so die Möglichkeit geboten werden, den Messestand für den passendsten Tag zu nutzen», erklärt Bernhard Brandl. Aussteller erreichen damit jene Kunden, die sich für ihr Angebot tatsächlich interessieren. Das Standlayout ist dabei variabel. «Hintergrundbeleuchtung und Designs können individuell angepasst werden, auch nur für ein paar Stunden», so Klaushofer über die neue Flexibilität.
Digitaler Zwilling im Messestandbau
Eine 3D-Visualisierung eines Messestands können viele, aber Sicherheits- und Wegekonzepte digital anhand von Bewegungsmustern zu visualisieren, um so entsprechende Covid-19-Maßnahmen zu planen, nur wenige. «Das ist eine Möglichkeit, völlig neue Geschäftsfelder zu erobern», meint Brandl (links im Bild).
Das sei aber nur eine von vielen digitalen Visionen, die in Salzburg gerade Gestalt annehmen. Besonders stolz sind die Messestandbauer auf ihren Online-Konfigurator. Geht das Konzept auf, konfiguriert sich der Kunde nämlich seinen Messestand künftig selbst – zumindest digital. Vorgefertigte Designs lassen sich aus einem sogenannten Lookbook wählen. Diese sind adaptierbar. Eine 3D-Visualsierung des Messestandes vermittelt gleich den richtigen Eindruck, eine mobile Augmented Reality-Lösung inklusive. Denn dank einer innovativen App lässt sich der Messestand von STANDout schon im Vorfeld mobil von allen Seiten betrachten und platziert sich digital im realen Umfeld. Zusätzliche Standbauleistungen werden einfach über den dahinterliegenden Webshop hinzugebucht. «Dem virtuellen Raum sind keine Grenzen gesetzt», so Brandl.
Harry Potter öffnet Türen
Harry Potter als Inspiration für Digitalisierung? Richtig. Genauer gesagt bei Quidditch, der wohl bekanntesten Sportart in der Zaubererwelt, holte sich Brandl seine Inspiration. «Das magische Zelt darin war Anstoß für die Weiterentwicklung des digitalen Zwillings», so Brandl. Für nicht Harry Potter-Fans: In diesem nach außen hin einfachen Zelt, verstecken sich im Inneren riesige Räume, die sich nach und nach entfalten. Je nachdem, wohin man geht. «Ganz wie bei einem digitalen Zwilling», meint Brandl. Auf dem virtuellen Messestand bewegt man sich auf einer Fläche mit mehreren Quadratmetern (das Magierzelt von außen). Doch hinter jedem «Touchpoint» verbirgt sich eine weitere Ebene, ein weiterer Raum voller Inhalte und News (das Innere des Magierzeltes) digital, virtuell und innovativ. «Wir überholen uns gerade selbst», sagt Brandl. Aus einem kleinen Messestand wird so ein digitales Universum ohne Grenzen, ohne zeitliches Ende. Der digitale Messestand ist auch auf jedem Smartphone immer mit dabei.
Digitaler Zwilling verlängert Marktpräsenz
Dass sich der Messestandbau komplett in die digitale Welt verlagert, das glauben die beiden Geschäftsführer nicht. «Physische Messen und die persönliche Begegnung sind unersetzbar», ist Klaushofer überzeugt. «Wir verlängern die Lebenszeit eines Messestandes, indem wir dem Veranstalter und Aussteller einen digitalen Zwilling zur Verfügung stellen.» Ein Messestand, der quasi als digitales Backup dient, sowohl vor als auch nach der Veranstaltung und speziell, wenn die Veranstaltungen doch nicht physisch stattfinden können. Aber nicht nur das: Der Stand kann im Anschluss an die Messe im virtuellen Raum weiter genutzt werden, mit Content bespielt werden. Die Messe kann auf diesem Weg nachklingen, ist nicht länger auf ein paar Tage begrenzt. Für den Aussteller eine ideale Möglichkeit, die digitale Community der Veranstalter 365-Tage im Jahr mit seinen Informationen zu bespielen.
Über STANDout
Von der Zentrale in Salzburg und den Niederlassungen in Wien und Wels aus betreut STANDout als technischer Full Service-Dienstleister Messen, Kongresse und Events mit insgesamt 150 Mitarbeitern jährlich ca. 8.000 Kunden auf mehr als 500 Events. Bei Bedarf kommt von der Beratung über Konzeptherstellung, Design, Planung und Fertigung bis hin zum schlüsselfertigen Aufbau vor Ort alles aus einer Hand. Mit dieser Betriebsleistung erwirtschaftet STANDout im Jahr 2019 einen Gesamtumsatz von fast 40 Millionen Euro.
Fotos © Reed Exhibitions / Sebastian Datzreiter, Felix Braune.
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