Wie aus heiterem Himmel kam die Meldung, das Jennifer Somm als CEO die Bernexpo Groupe verlässt.
by Urs Seiler | 29. Oktober 2020
Jennifer Somm hat mit ihrem Team unter anderem für die Durchführung der ersten großen Messe nach dem Lockdown, dem Suisse Caravan Salon vom 22. – 23. Oktober 2020 gesorgt. Es war, mit weitreichenden Schutzmaßnahmen, ein vereinter Kraftakt ihres Teams, der beteiligten Verbände und der teilnehmenden Aussteller. Das war eine Art Meisterstück – bis der Berner Regierungsrat plötzlich die Notbremse zog und nach zwei erfolgreichen Messetagen den Suisse Caravan Salon abbrach. Jennifer Somm sagte dazu am 25. Oktober auf smartville.digital: «Eine laufende Veranstaltung abzubrechen verursacht den maximalen Schaden. Der Berner Entscheid ist nicht nachzuvollziehen.»
Man liegt wohl nicht falsch, dass dieser Abbruch eines hoffnungsvollen Wiederbeginns im Berner, ja im Schweizer Messegeschäft Jennifer Somms Rücktritt nicht verursacht, aber das Fass zum überlaufen gebracht hat. Zusätzlich musste Jennifer Somm seit einigen Wochen ohne Ihre Verwaltungsratspräsidentin Franziska von Weissenfluh auskommen, die gesundheitsbedingt ebenfalls ihren Rücktritt angekündigt hatte. Nicht zuletzt hat Corona Jennifer Somm respektive die Bernexpo in eine zusätzlich erschwerte Situation gebracht, die am 27. Oktober auch in der Absage der größten Ferienmesse, der Fespo gipfelte, die normalerweise im Januar in Zürich stattfindet, für 2021.
Gestern, am 28. Oktober, kündigte die Bernexpo dann zudem eine coronabedingte Restrukturierungsmassnahme an. Die Bernexpo schreibt: «Die BERNEXPO AG befindet sich aufgrund der anhaltenden Corona- Pandemie in einer wirtschaftlich außerordentlichen Lage. Um diese Situation zu meistern, müssen weitere Restrukturierungsmassnahmen umgesetzt werden. Zusätzlich zur Verlängerung der Kurzarbeit müssen Stellen abgebaut werden.»
«Eine laufende Veranstaltung abzubrechen
verursacht den maximalen Schaden. Der Berner Entscheid
ist nicht nachzuvollziehen.»
Man kann davon ausgehen, dass Jennifer Somm das erkannt und ihre Konsequenzen gezogen hat. Ein praktisches Wirtschaftsverbot in einem strukturbedingt schon dramatisch rückläufigen Messegeschäft in der Schweiz ist ein zu großes Handicap und das hat Jennifer Somm wohl realistisch so eingeschätzt.
Jennifer Somm hat seit ihrem Antritt bei der Bernexpo im 2017 vieles bewegt, eine positive Atmosphäre geschaffen, eine Aufbruchstimmung und Glaubwürdigkeit, die dazu führte, dass Messen wie die Ble.ch, die Industrialis und die Innoteq die Bernexpo als Standort wählten. Unter ihrer operativen Führung entwickelte sich das auf Messen, Kongresse und Events spezialisierte Live-Marketing-Unternehmen BERNEXPO zum zweitgrößten Messestandort der Schweiz. Dank ihrem Engagement konnten auch das HeroFest und rund 30 Eigen- und Gastmessen sowie über 300 Kongresse, Events und Gastveranstaltungen durchgeführt werden. Die Bernexpo Groupe wurde in einem schrumpfenden Schweizer Messemarkt zu einem kleinen Leuchtturm.
Mit ihrem Abgang hinterlässt Jennifer Somm eine große Lücke. Die Schweizer Messewirtschaft verliert jetzt eine Hoffnungsträgerin, die über den Standort Bern hinaus viel Goodwill schuf.
Als Leiter ad interim wird Herr Ernst Bruderer die Führung des Unternehmens übernehmen, die Stabilität gewährleisten und die nötigen Restrukturierungsmassnahmen umsetzen. Der 67-jährige Ernst Bruderer hat eine große Führungserfahrung und ist spezialisiert im Bereich von KMU-Management und Umstrukturierungen.
Jennifer Somm steht dem Unternehmen bis April 2021 für verschiedene Projekte zur Verfügung.
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